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: Hamburgs deutscher Osten

Manuel Sarrazin hat ein Faible für Polen. Und deshalb reagiert der Europapolitiker der GAL in der Bürgerschaft sehr sensibel auf Themen, die das Nachbarland betreffen. So wie jetzt auf den Verdacht, der Hamburger Senat habe ein Problem mit der deutschen Ostgrenze. Ob der stadtstädtischen Regierung bekannt sei, dass nämliche seit der deutschen Wiedervereinigung „völkerrechtlich festgelegt und unumstritten ist“, möchte Sarrazin deshalb wissen. Und ob der Senat das etwa anders sehe?

Den Argwohn des mit 24 Jahren jüngsten Hamburger Parlamentariers hat die Absicht des Senats erregt, einen eigenwillig zu nennenden Hinweis auf die Geschichte der deutschen Ostgebiete zu geben. „Seit 1930 besteht eine Patenschaft mit dem Kreis Marienburg in Polen“, ist seit Jahren im offiziellen Stadtporträt Hamburgs zu lesen. In der nächsten Auflage nun soll der Wortlaut leicht, aber nicht unerheblich modifiziert werden: „... Marienburg, heute in Polen“. Da fragt doch Sarrazin erst sich und jetzt den Senat, „welchen sachdienlichen Hinweis“ dieser mit der Neuformulierung geben wolle?

Und da er eben ein Faible für Polen hat, kennt er sich in dessen Geschichte gut aus. Und weiß deshalb, dass jene Region südöstlich von Danzig im vormaligen Westpreußen vom 13. Jahrhundert bis 1525 unter der Fuchtel des Deutschen Ordens stand und danach bis zu den polnischen Teilungen Ende des 18. Jahrhunderts unter polnischer Lehnsherrschaft.

Wenn es dem Senat also nur um historische Korrektheit zu tun sein sollte, gibt der Grüne gerne Nachhilfe. Sein Vorschlag: „... Marienburg, heute in Polen, vormals im Deutschen Reich, vormals in Preußen, vormals in Polen, vormals unter der Herrschaft des Deutschen Ordens, vormals prussisch besiedelt, vormals ...?“. Sven-Michael Veit