Kampf um Kairo

ÄGYPTEN Regierungstreue Schlägertrupps gehen brutal gegen Demonstranten vor

KAIRO/BERLIN taz/rtr | Sie kamen in Zivil auf Pferden und Kamelen, bewaffnet mit Peitschen und Stöcken. Unterstützer des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak sind gestern mit Gewalt gegen die seit neun Tagen andauernden Massenkundgebungen im Zentrum von Kairo vorgegangen. Die Streitkräfte griffen zunächst nicht ein, als sich regelrechte Straßenschlachten zwischen den Anti-Mubarak-Demonstranten und den bewaffneten Mubarak-Unterstützern entwickelten. Manche der Angreifer wurden von ihren Tieren gezerrt; sie sollen Polizeiausweise getragen haben, hieß es seitens der Opposition. Steine flogen hin und her, Mubarak-Unterstützer besetzten Militärfahrzeuge und drängten damit Demonstranten von den Straßen rund um den Tahrir-Platz Meter um Meter auf den Platz zurück. Hunderte sollen verletzt worden sein. Nobelpreisträger Mohammed al-Baradei äußerte sich besorgt und rief die Armee zum Eingreifen auf.

Die Pro-Mubarak-Kräfte waren ins Zentrum der Hauptstadt gekommen, nachdem der Präsident erklärt hatte, bei der Wahl im September nicht mehr antreten zu wollen. Mubaraks Gegner fordern hingegen seinen Rücktritt bis spätestens Freitag. Gestern befanden sich noch rund zehntausend Demonstranten auf dem Platz. Sie blieben auch, als die Armee sie aufforderte, nach Hause zu gehen. Anhänger des Mubarak-Regimes attackierten auch Pressevertreter. Nach Angaben von Augenzeugen wurde eine ausländische Journalistin von mehreren Männern geschlagen. Ein Fotograf der European Pressphoto Agency wurde am Kopf verletzt. Nach Angaben von Kollegen nahmen ihn anschließend Soldaten fest. Auch eine ZDF-Journalistin soll verhaftet worden sein.

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