Die Fruchtsenioren

Nachdem junge Frauen Babykost löffeln mussten, sollen nun Rentner Fruchtzwerge essen. Die Werbung will es so

Sie sitzt in einer Wolke aus Licht und lächelt. Noch beim Sprechen lächelt uns die graumelierte Kurzhaarige an wie eine, die es besser weiß und dieses Wissen mit uns teilen möchte.

Sie unterstreicht ihre Worte mit lockeren Gesten, die ihre Natürlichkeit unterstützen. Typ Lehrerin, Generation 50 plus, Teint: strahlend. So einer traut man zu, dass sie seit fünf Jahren keinen koffeinhaltigen Kaffee mehr getrunken hat und aus Prinzip keine Butter isst. Kurzum, sympathisch ist sie nicht gerade. Sie sitzt da, selbstverständlich lässig, mit einem Becher in der Hand, und erklärt, dass sie etwas ganz Natürliches gesucht hätte.

Aber was? Ein Wollwaschmittel? Eine Haftcreme oder Hygieneeinlage? Der Becher in ihrer Hand kommt uns irgendwie bekannt vor. Eine Fruchtzwerg-Verpackung? War die nicht früher fest in Kinderhand? Tatsächlich!

Die Gesunde löffelt ihre Kinderpampe und tut so, als sei das mit ihrer Lebensweise kompatibel. Glaubwürdig ist das nicht. Und so bleibt die Frau eben das, was sie ist: eine Kunstfigur, eine Werbebotschaftsherausschreierin. Was sie herausschreit, ist symptomatisch für unsere überalternden Gesellschaft. Eine neue Art der Umverteilung findet statt: Erst sollten junge Frauen Babykost aus dem Glas essen, jetzt die Fruchtsenioren. Als nächstes werden sie erzählen, dass man mit den Reinigungstabletten für Zahnspangen auch wunderbar das Gebiss reinigen kann. Na, Prost. Angestoßen wird heute mit Malzbier. TEN