Jugendaufstand in Tunesien

NORDAFRIKA Proteste gegen die hohe Arbeitslosigkeit und die Repression des Regimes eskalieren. Die Polizei schießt scharf auf Demonstranten. Die Opposition spricht von mehr als 50 Toten

TUNIS taz/dapd | In Tunesien eskalieren die Proteste gegen die hohe Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen. Am Wochenende wurden nach Regierungsangaben 14 Menschen von der Polizei getötet. Die Opposition spricht von mindestens 50 Toten. Nach Regierungsangaben hat die Polizei in Notwehr geschossen, nachdem Demonstranten öffentliche Einrichtungen in Brand gesetzt hätten. Die Opposition sprach von einem brutalen Vorgehen des Regimes. Viele Jugendliche seien festgenommen worden, die Krankenhäuser seien völlig überfüllt.

Auch gestern gingen die Proteste weiter. Im Anschluss an Trauerzüge für die Getöteten gab die Polizei in mehreren Städten nach Augenzeugenberichten Warnschüsse ab. Aus der Stadt Rgbek hieß es, die Stadt sei von der Polizei umstellt. Es seien 2.000 Menschen in Auseinandersetzungen mit der Polizei verwickelt. Die Polizei habe Tränengas eingesetzt und das Feuer eröffnet, berichteten Einwohner. Unabhängige Berichte über die Ereignisse lagen nicht vor.

Präsident Ben Ali warf den Demonstranten in einer Fernsehansprache terroristische Handlungen vor. Die Auseinandersetzungen seien das Werk maskierter Banden, die nächtens Regierungsgebäude und Privathäuser angegriffen hätten.

Die EU äußerte sich gestern besorgt und rief die Regierung zur Zurückhaltung auf. Die fundamentalen Freiheiten müssten respektiert werden, hieß es in einer Erklärung.

Urlaubszentren sind von dem Aufstand nicht betroffen. Das Auswärtige Amt riet Reisenden zu „erhöhter Vorsicht“.

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