Berliner Platten
: Buddha Machine & Jukebox Buddha: Philosophische Tagestrümmer

Various Artists – „Jukebox Buddha“ ( Staubgold)

Der Lärm des Sommers ist vergangen, die Stille der eigenen Wände wird hörbar. Zeit für die Buddhamaschine und den daraus entwickelten Jukebox Buddha Sampler. Hinter der an philosophische Tagestrümmer erinnernden Bezeichnung Buddhamaschine verbirgt sich zunächst nichts anders als eine taschenradioähnliche Beatbox mit integrierten Lautsprechern und einem nicht modifizierbaren Speicherchip. Low Tech mit neun Klangfolgen, die dank Netzanschluss auf Abruf tagelang den Raum mit sanft scheppernden Loops füllen können.

Ob an das Klagelied eines aussortierten Rechners erinnernd oder einschmeichelnde minimale Kompositionen – das Experimentalmusik-Duo fm3 aus China, Christiaan Virant und Zhang Jian, bietet mit dem Gerät flirrende Atmosphäre für fiebrig Arbeitende und Tapeten für ausufernde Gedanken. Ambient in seiner pursten Form. Einsetzbar an jedem Ort zu jeder Zeit.

Denn die Buddha Machine ist eben „The meditaion sensation from far east!“, die das „Maximun an Beweglichkeit und Freiheit“ bietet. „Turn on and forget it!“, preisen Jan Jelinek, Andrew Peckler und Hanno Leichtmann liebevoll wie großspurig das Kleinod auf der bei Staubgold erschienenden Kompilation „Jukebox Buddha“ an. Ein kleines Kunstwerk, von dem bereits mehr als 10.000 Stück verkauft wurden. Als säkularisierte Version eines für Fernost typischen Gerätes zur Wiedergabe von Gebetssuren ist die Wundermaschine für etwa 20 Euro in sieben Farben zu haben. Brian Eno bestellte 8 Stück, Alan Bishop, Gründungsmitglied der legendären Ethno-Punk Band Sun City Girls, gar 24. Welch Connaisseure!

Neben dem humorvollen 50er-Jahre-Trash-Werbetrack von Peckler-Jelinek-Leichtmann finden sich 14 weitere Werke auf dem Album, für das sich auch Experimental-Dubber Adrian Sherwood und die Metallavangardisten sunnO))) der Buddha-Sounds bedienen, sie als Gerüst nutzen oder weiterentwickeln. Während das Kammerflimmer Kollektief in den Weiten der Sounds ausspannt, rückt Blixa Bargeld die Maschinenklänge in den Hintergrund und überlagert sie mit dem vollendeten, aber eben doch schrillen Gesang einer Nachtigall. Und Noise-Spezialist Aki Onda verdeutlicht mit fiesem Kratzen die Grenzen zwischen Ambient und klangvollem Noise. Sicherlich kann man stundenlang den ursprünglichen fm3-Sounds auf dem Album nachspüren. Sinnvoller scheint es jedoch, sich an den individuellen Gebäuden zu erfreuen, die aus dem minimalen Ausgangsmaterial entstanden sind.

Mit „Watching Paik’s Video Buddha“ verweist Stefan Schneider alias Mapstation auf den 2005 verstorbenen koreanischen Videokünstler und bekennenden Buddhisten Nam June Paik, der bereits in den 60er-Jahren kritische Blicke auf die Medienwelt warf. 1974 ironisierte er mit dem „TV-Buddha“ seinen eigenen Glauben, in dem er einen Buddha über dessen eigenes Livebild in einem Fernseher meditieren ließ. Also beim Hören nicht vergessen: Am Ende beobachtet man sich doch nur selbst, und was man sieht, sollte man nicht allzu ernst nehmen. MJ