… DIE BVG?
: Nachzählen

Schon gewusst? Etwa 13.000 Menschen aus 35 Nationen arbeiten bei der BVG, deren Streckennetz insgesamt fast 150 Kilometer lang ist und das täglich von mehr als 2,7 Millionen BerlinerInnen genutzt wird. Mit diesen mehr oder weniger bedeutsamen Fakten erfreut die BVG gerade ihre Fahrgäste in immer mehr Info-Kästen. Aber wie heißt es so schön: Trau keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast! Denn ob es wirklich jeden Tag 2,7 Millionen Fahrgäste sind, die mit der BVG fahren, ist mehr als ungewiss – sagt sogar die BVG selbst.

Der Grund: Bisher wurden die Fahrgäste vor allem manuell gezählt. Soll heißen: Ein paar Tage im Jahr gehen bestimmte Menschen durch bestimmte Züge und sehen sich an, wie viele Menschen noch mit ihnen im Waggon sind. Natürlich fahren nicht jeden Tag gleich viele Menschen auf den gleichen Linien, aber das war bisher egal.

Jetzt will die BVG nachbessern und noch mal genauer zählen. Darum gucken in immer mehr U-Bahnen links und rechts neben der roten Warnleuchte neuerdings schwarze Schlitze aus der Decke – die neuen, automatischen Zählanlagen. Bislang sind sie in gerade einmal 70 U-Bahn-Waggons vorhanden. Nach und nach sollen sie in knapp jedem sechsten der 1.242 U-Bahn-Waggons, in jedem vierten Bus und in jeder dritten Straßenbahn zu finden sein.

Einen Betrag im einstelligen Millionenbereich will die BVG dafür ausgeben – wie viel genau, dürfe sie aus „wettbewerbsrechtlichen Gründen“ nicht sagen. Stattdessen betont sie den Nutzen: Mit dem neuen System wisse man genauer, wie viele Menschen welche Linie fahren und wo es sich lohnt, mehr Busse und Bahnen einzusetzen. Das soll Vorteile für die Fahrgäste bringen – und für die BVG selbst. Denn je mehr Menschen mit der BVG fahren, desto mehr bekommt sie von den Einnahmen aus den Ticketverkäufen im VBB.

Wer nun darauf hofft, mit den neuen Anlagen demnächst selbst die Takte auf seiner Linie erhöhen zu können, wird allerdings enttäuscht: Ständig in der Tür stehen bringt nichts, die Fehlerquote der Anlagen liegt bei gerade einmal 2 Prozent. Um zu erwirken, dass es auf einer bestimmten Linie bald etwas leerer im Zug wird, müsste man öfter hintereinander ein- und aussteigen – und riskieren, dabei komisch von den MitfahrerInnen angeguckt zu werden. Aber wenn mehr Züge fahren, gibt es ja auch weniger Menschen, die einem dabei zugucken. Foto: Archiv

KLAAS-WILHELM BRANDENBURG