RCDS will raus aus der Villa

Die studentische Selbstverwaltung der TU wird erstmals seit 40 Jahren konservativ regiert. Oberste Ziele des neuen Asta: Ran an die Studenten! Weg mit der Druckerei! Transparenter Haushalt!

Von DOMINIK SCHOTTNER

Das Wort „Revolution“ ist durchaus angebracht, um den Wandel an der Technischen Universität zu beschreiben. Denn der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) ist seit der jüngsten Wahl des Studierendenparlaments mehrheitlich konservativ besetzt – und das nach mehr als 40 Jahren Regentschaft linker Gruppierungen.

„Jetzt wird sich hier viel ändern“, kündigte der neue Asta-Vorsitzende Gottfried Ludewig an, nachdem er vom Studierendenparlament (StuPa) in der vergangenen Woche gewählt worden war. Bei der StuPa-Wahl im Juli hatte eine Koalition aus RCDS, Unabhängigen Listen (UL) sowie einer Frauen- und Ausländerliste die Mehrheit gewonnen. Acht von Ludewigs Kollegen stammen aus diesem Bündnis. Lediglich das Finanzreferat konnten die Linken behalten.

VWL-Student Ludewig (24) ist Mitglied des Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS), der der CDU nahesteht. Der Sound der studentischen Forderungen ist dem gängigen Politikjargon bereits zum Verwechseln ähnlich: „Die Wähler haben mit diesem Votum eindeutig gezeigt, dass sie mit der derzeitigen Mittelverschwendung nicht einverstanden sind“, verkündete UL-Sprecher Andreas Seeringer (siehe Interview). 400.000 Euro kann der TU-Asta pro Jahr ausgeben. Das Geld bringen alle Studierende mit ihren Semesterbeiträgen auf.

Doch was Seeringer unter Verschwendung versteht, sind für das gerade abgewählte „Breite Linke Bündnis“ die Errungenschaften der langen Hegemonie im TU-Asta. Dazu gehört zum Beispiel die Druckerei in den Räumen des Asta an der Marchstraße. Seeringer und Ludewig wollen sie am liebsten verkaufen. „Da wird vor allem Propagandamaterial für das linke Spektrum der Stadt gedruckt“, kritisiert Ludewig. Die fünf dort Angestellten werden notfalls entlassen. Eine Unterstützung vermeintlich unifremder Projekte mit dem Geld der Studierenden soll es mit dem neuen Asta nicht mehr geben. Eines der wichtigsten Ziele der jungen Bürgerlichen: ein „vernünftiger, transparenter Haushalt“.

Auch das zweite Hauptanliegen ist nicht neu: Ludewig und sein Team wollen „näher an die Studis ran“. Erreichen wollen sie das durch einen Umzug aus der Asta-Villa, die sich auf dem nördlichen Campus der TU versteckt, ins Hauptgebäude südlich der Straße des 17. Juni.

Doch den 21 Angestellten des Asta haben sie davon offenbar noch nichts erzählt. „Höre ich zum ersten Mal“, sagte eine Mitarbeiterin der taz. Bereits der alte Asta habe „seit Jahren“ umziehen wollen. Das sei aber nie passiert, weil in der Villa mehr Platz sei. Natürlich „kann es sein“, dass man durch den Umzug näher an die Studierenden käme. „Wird sich halt zeigen“, sagt die Mitarbeiterin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Die meisten Angestellten haben Verträge, die noch mit dem alten Asta geschlossen wurden. „Wir sind angestellt und haben jetzt neue Arbeitgeber, ganz einfach“, sagt die Mitarbeiterin.

Die Unileitung dürfte vom neuen Asta wesentlich weniger Kritik erwarten als vom alten. Der hatte sich etwa heftig gegen die sogenannte Campus Card gewehrt, einen elektronischen Studentenausweis. Die neuen hingegen unterstützen das Projekt.