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: Der liebe Frühstücksfrieden

Das Rad nicht neu erfunden: Die „Hamburger Morgenpost am Sonntag“ ist am Start

Vielleicht keine aussagekräftige Stichprobe, aber zur Premiere hat die Hamburger Morgenpost am Sonntag („Mops“) sich gestern etwas rar gemacht. Auf der Suche nach einer Verkaufsstelle – „überall dort, wo es sonntags Zeitungen gibt“, so war es angekündigt – hätte der Leser die alten und neuen Springer-Konkurrenzblätter gleich mehrfach erstehen können. Vertriebsmäßig darf sich also ruhig noch etwas tun.

Für die „Mops“ habe man „die besten Elemente aus der Woche mit neuen Bausteinen verbunden“, schreibt Mopo-Chefredakteur Matthias Onken im Editorial. Aus der Mehrarbeit für die zusätzliche Ausgabe wird ein Euphemismus: „Viele Mitarbeiter haben in den letzten Wochen die Grenzen ihrer Belastbarkeit kennen gelernt.“ Eine Personalaufstockung wird es laut Peter Skulimma vom Berliner Verlag nicht geben.

Auf den ersten Blick hat die Mopo mehr mit ihren Geschwistern zu tun, als das beim eine Woche zuvor gestarteten Hamburger Abendblatt Sonntags der Fall war: Bei etwas größerem Format sind Layout und Seitenfolge im Großen und Ganzen beibehalten worden. Man wolle das Rad ja nicht neu erfinden, auch das hatte Skulimma in der Vorwoche geäußert. Auf den Politikseiten finden sich ein paar Nachrichten (über Verteidigungsminister Jung) und „Das Sonntags-Interview“ (mit Grünen-Fraktionschef Kuhn), auf den Lokalseiten dann das Titelthema (Finanzierungsloch bei Vorzeige-Konzertsaal) und ein Kurzinterview mit dem nächsten Wirtschaftssenator. Es folgen Stehsatz-Stücke: „Haben Sie schon alle Geschenke?“, wurde da geumfragt, und die Reportage über filigrane Feinarbeit an schweren Schiffsrümpfen („Operation Stahlherz“) mag schon einige Zeit in der Schublade zugebracht haben.

Springer demonstrierte vor dem Mopo-Start Gelassenheit: Man sei mit dem Start des Sonntags-Abendblatts „zufrieden“, ließ Verlagssprecher Dirk Meyer-Bosse wissen: Vielerorts „war die erste Ausgabe innerhalb kurzer Zeit vergriffen“. Mit Genugtuung quittierte Meyer-Bosse, dass die Mopo den Preis für die Sonntagsausgabe kurzfristig von 90 auf 70 Cent gesenkt hat: „Man sieht, dass sich die Konkurrenz Gedanken gemacht hat … Wir werden aber nichts an unserem Konzept und vorerst auch nichts am Preis ändern.“ Vorerst könnte das Abendblatt also mit dem besseren Vertrieb und dem niedrigeren Preis punkten. Und wenig nehmen beide sich beim vielleicht einzig Dringenden einer Sonntagszeitung, dem Sportteil: Um des lieben Frühstücksfriedens willen ist er zum Herausnehmen. ALEXANDER DIEHL