Grüne für Soforthilfe

Opposition fordert neuen Plan für Ausbildungsplätze, weil die Studiengebühren die Konkurrenz verschärft haben

BERLIN taz ■ Angesichts der aktuellen Krise auf dem Lehrstellenmarkt haben die Grünen ein Sofortprogramm zur Schaffung von mindestens 50.000 Ausbildungsplätzen verlangt. Mit dieser Forderung reagiert die Oppositionspartei insbesondere auf die dramatische Situation von Jugendlichen mit niedriger Schulbildung. Gemeint sind Hauptschüler und Schulabbrecher, die oft jahrelang erfolglos eine Stelle suchen. Der Konkurrenzdruck auf diese so genannten Altbewerber verschärft sich durch die neuen Studiengebühren, die immer mehr Abiturienten von den Unis in die Ausbildung treiben.

Eigentlich sollen Fördermaßnahmen der Bundesagentur für Arbeit den Abgehängten helfen. Wie die taz gestern berichtete, macht sich aber mittlerweile auch dort der Verdrängungsdruck von oben bemerkbar. So tummeln sich im Einstellungsqualifizierungsjahr (EQJ), dem einjährigen Praktikum für gering Qualifizierte, zwei Jahre nach Einführung zu über 50 % Realschüler und Abiturienten. Nur 3,7 % der Teilnehmer haben keinen Hauptschulabschluss.

„Das EQJ trifft nicht die Zielgruppe, für die es bestimmt ist“, kritisiert Priska Hinz, die bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion. Ulrich Waschki von der Bundesagentur für Arbeit sieht zwar allgemein eine Verschärfung des Drucks auf Altbewerber, weist aber solch eine pauschale Kritik zurück: „Das EQJ ist für alle leer ausgegangenen Jugendlichen da, nicht nur für Hauptschüler und solche ohne Abschluss.“ Das ist eine erstaunliche Aussage, soll doch das EQJ laut Durchführungsrichtlinie gerade „Jugendlichen mit eingeschränkten Vermittlungschancen“ Perspektiven für den Ausbildungseinstieg vermitteln, nicht guten Realschülern oder gar Abiturienten. Waschki verweist auf andere Instrumente wie berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen und die Ausbildung bei überbetrieblichen Trägern.

Das reiche aber nicht, meint Priska Hinz. Nur sofortiges Handeln könne die hohe Zahl der Altbewerber abbauen. „Sonst steht 2007 die nächste Lehrstellenkrise ins Haus“, warnt die grüne Bildungspolitikerin. Finanziert werden solle das Programm aus dem Überschuss, der bei der Bundesagentur für Arbeit im Jahr 2006 anfallen wird. Darüber hinaus fordern die Grünen umfangreiche Strukturveränderungen im dualen Ausbildungssystem. Gerade die Abstimmung und Nachhaltigkeit von Förderprogrammen für Altbewerber wie das EQJ müsse verbessert werden. CHRISTOPH GERKEN