Wissenschaft: Die Elitekür war sauber

Wissenschaftler weisen Kritik der Politik aus Nord- und Ostdeutschland an ungerechter Auswahl der Elite-Unis zurück

BERLIN taz ■ „Das Verfahren ist sauber gewesen“, versichert Peter Strohschneider, „alle Entscheidungen sind streng wissenschaftlich getroffen worden.“ Der Vorsitzende des Wissenschaftsrats reagierte so gereizt, weil es massive Kritik an der Kür der ersten Eliteuniversitäten gegeben hatte. In der sogenannten Exzellenzinitiative hatten nur drei (statt möglicher zehn) Hochschulen das Prädikat Elite-Uni bekommen – alle drei im Süden des Landes gelegen. Die beiden Münchener Großuniversitäten Ludwig-Maximilians- und Technische Uni hatten den 50 Millionen Euro schweren Elitezuschlag bekommen und die Technische Hochschule Karlsruhe.

Nord- und ostdeutsche Politiker hatten das Abstimmungsverfahren im sogenannten Bewilligungsausschuss für die Elite-Unis in Frage gestellt. Die Politiker hatten mitverhandeln wollen über all jene Bewerbungen, die von den Wissenschaftlern in ihrem Auswahlgremium als „auf der Kippe“ zwischen Elite und Nicht-Elite eingeschätzt worden waren. Doch Wackelkandidaten gab es nach dem Urteil der Wissenschaftler-Jury gar nicht.

Die Minister hätten die Entscheidungen nur noch abnicken können, ärgerte sich Dietrich Austermann (CDU), Wissenschaftsminister aus Schleswig-Holstein. Das Verfahren sei kurz vor der Sitzung verändert worden. Hier seien wohl „eingespielte Netzwerke und Seilschaften in der Deutschen Forschungsgemeinschaft“ zum Tragen gekommen, mutmaßte der stets scharf argumentierende Austermann. Ähnlich äußerte sich sein Berliner Kollege Thomas Flierl (PDS), der dem Auswahlgremium vorwarf, sich nicht an Absprachen zu halten.

Solche Absprachen soll es nach Auskunft von Strohschneider aber nie gegeben haben: „Hier besteht offensichtlich eine unterschiedliche Wahrnehmung von Wissenschaft und Politik“, sagte der Chef des Wissenschaftsrats. Auch der Vorsitzende des Bewilligungsausschusses, Ernst-Ludwig Winnacker, wies die Vorwürfe zurück. Es hätte schlichtweg nicht mehr hinreichend förderungswürdige Anträge gegeben, sagte der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Dass regionale Vorlieben bei den Auszeichnungen im Spiel gewesen sein sollen, weisen beide weit von sich.

Doch die Unstimmigkeiten sind nicht aus der Welt. Schon im Januar 2007 steht eine neue Auswahl von Elite-Universitäten an. Bis zu sieben weitere Unis könnten den begehrten und kostbaren Titel bekommen. Der Politiker-Ruf nach Verfahrensänderungen ist laut. „Wir sind gesprächsbereit“, so Strohschneider dazu, „aber auch in Zukunft werden die Entscheidungen allein über rein wissenschaftliche Einzelfallentscheidungen laufen.“ CHRISTOPH GERKEN