Von Beust will Aktien

AUS HAMBURGSven-Michael Veit

Hamburg will Anteile am Airbus-Mutterkonzern EADS kaufen. Das erklärte Bürgermeister Ole von Beust (CDU) gestern in der Hansestadt nach einem Gespräch mit dem neuen Airbus-Chef Louis Gallois. Er „begrüße“ einen Beschluss des Bundeskabinetts vom Mittwochabend, ein Aktienpaket von 7,5 Prozent zu erwerben, das Anteilseigner DaimlerChrysler verkaufen will. Zusammen mit dem Bund werde eine Arbeitsgruppe eingerichtet, welche die Details klären solle, sagte von Beust.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hingegen dementierte gestern Nachmittag einen solchen Beschluss: „Es ist noch keine Entscheidung gefallen“, sagte sie nach Gesprächen mit dem französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac in Paris. Sie versicherte aber auch, dass die Regierung in jedem Fall das „deutsche Bekenntnis zu Airbus und EADS auch zukünftig deutlich“ machen werde.

Thomas Mirow, Staatssekretär in Bundesfinanzministerium, betonte in Berlin, ein Anteilskauf sei „ein Thema noch für das laufende Jahr“. DaimlerChrysler hatte erklärt, sich „Anfang 2007“ von einem Drittel seines 22,5-prozentigen EADS-Anteils trennen zu wollen. Mirow, der als Wirtschaftssenator in Hamburg Ende der Neunzigerjahre den fünfprozentigen Anteil des Stadtstaates an Airbus verkaufen ließ, sondiert zurzeit mögliche Beteiligungsmodelle des Bundes an EADS.

Gallois nahm die Kaufabsichten von Beusts bei der gemeinsamen Pressekonferenz im Hamburger Rathaus unbewegt zur Kenntnis. Kommentieren wollte er sie auf Nachfragen ausdrücklich „nicht“. Dem seit Dienstag amtierenden Airbus-Chef, der gestern dem Werk an der Elbe einen „Antrittsbesuch“ abstattete, scheint die Ankündigung jedoch nicht zu gefallen. Man müsse „sehr, sehr viel ausbalancieren“, erklärte er unter Verweis auf die EADS-Anteilseigner Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Spanien und neuerdings auch Russland. Noch mehr staatlicher Einfluss auf unternehmerische Entscheidungen kann Gallois kaum genehm sein.

Zugleich bekräftigte er, dass es keine Alternative zu dem Sparprogramm „Power 8“ gebe, mit dem Airbus aus der durch Lieferprobleme beim Riesenjet A380 ausgelösten Krise geführt werden soll. Das Ziel der Kosteneinsparungen von 30 Prozent bleibe erhalten. Es werde, so Gallois, „zu harten Entscheidungen kommen“ müssen. Gegenwärtig sei aber „noch keine Entscheidung gefallen“.

Ausdrücklich dementierte Gallois Gerüchte, dass Airbus vier deutsche Standorte schließen oder an andere Investoren verkaufen wolle. Das seien „reine Spekulationen“. Die Umstrukturierungen, die erforderlich seien, um den Flugzeugbauer aus der Krise zu bringen, würden „ausgewogen“ zwischen den beiden größten Produktionsstätten Hamburg und Toulouse verteilt werden.