„Das ist nicht die Aufgabe des Staates“

Der Wirtschaftsforscher Rainer Kambeck hält einen Einstieg der Bundesregierung bei EADS für falsch

taz: Herr Kambeck, die Bundesregierung bereitet den Einstieg bei der Airbus-Mutter EADS vor. Eine gute Idee?

Rainer Kambeck: Nein. Das Engagement des Staates bei Unternehmen löst selten Probleme. Nehmen sie VW oder die Maxhütte in Bayern. Und auch bei Airbus sind die Risiken groß. Letztlich verfügt der Staat nicht über genug Information, um sich sinnvoll an einem Unternehmen zu beteiligen.

Die könnte er doch über eine Beteiligung und einen Sitz im Aufsichtsrat bekommen. Von dort lässt sich das Management auch besser kontrollieren.

Aber das ist doch nicht die Aufgabe des Staates. Das können die professionellen Investoren und die Finanzmärkte viel besser. Ein Sitz im Aufsichtsrat müsste zudem sehr teuer bezahlt werden.

Über welche Summen reden wir denn?

Ein Einstieg bei EADS könnte Milliarden Euro kosten. Und es wäre sehr fragwürdig, wenn diese Summe über die bundeseigene KfW-Bank finanziert würde. Der wurden schon Telekom- und Postaktien des Bundes aufgezwungen. Dabei soll sie eigentlich Unternehmensgründern und kleinen Firmen bei ihrer Entwicklung helfen.

Airbus war immer ein politisches Projekt, in das bereits Milliarden an Steuergeldern geflossen sind. Macht es Sinn, sich jetzt herauszuhalten?

Ein Rückzug zur rechten Zeit kann den Steuerzahler der Zukunft schonen. Und bei den Organisations- und Produktionsstrukturen bei Airbus sollte sich der Staat sowieso heraushalten. Da können private Investoren viel konsequenter agieren.

Das mag ja in Lehrbüchern so stehen. Tatsache ist aber, dass die französische Regierung bereits direkt beteiligt ist, Spanien und Russland haben ebenfalls kleine Anteile an EADS. Kann es sich Deutschland leisten, ihnen das Feld zu überlassen?

Man sollte Theorie und Praxis nicht trennen. Im Vergleich zu Frankreich ist Deutschland mit seiner Zurückhaltung in diesem Punkt ganz gut gefahren. Das bedeutet aber nicht, dass der Staat nicht Verantwortung für Arbeitnehmer in Hamburg hätte, wenn die Produktion des A 380 nach Frankreich verlagert würde. Schließlich hat er mit den Subventionen auch Fehlanreize zu verantworten.

Welche Möglichkeiten hat der Staat?

Alle arbeitsmarktpolitischen Instrumente bis hin zu Auffanggesellschaften.

Der Staat fährt den Besenwagen, der die Verlierer der Marktwirtschaft versorgt?

Das ist im Zweifel sinnvoller, als ineffiziente Strukturen aufrechtzuerhalten, die sich langfristig am Markt nicht behaupten können. INTERVIEW: STEPHAN KOSCH