Vergeblicher Polizeieinsatz gegen Schotter-Aktivisten

PROTEST Beamte wollten Plakate beschlagnahmen. Aktivisten sehen Kriminalisierungsversuche

BERLIN taz | Vergeblicher Polizeieinsatz gegen die „Castor Schottern“-Aktion in Berlin: Bei einer Durchsuchung von vier linken Buchläden versuchte die Polizei, Mobilisierungsplakate für den Anti-Castor-Protest Anfang November zu beschlagnahmen – ohne Erfolg.

Ursprünglich richtete sich die Razzia gegen die linksradikale Untergrundzeitschrift Interim. In der Oktober-Ausgabe waren Bauanleitungen für einen zeitverzögerten und einen „spurenarmen Molli“ beschrieben. Im Buchladen „Schwarze Risse“ stieß die Polizei auf Plakate zum „Schottern“. Laut einem Ladenangestellten hätten die Beamten versucht, bei der Staatsanwaltschaft einen Beschlagnahmungsbeschluss zu erwirken. „Der wurde ihnen nach langer Warterei verwehrt.“ Stattdessen hätten die Polizisten die Plakate abfotografiert – und nur die Interim beschlagnahmt. In den anderen Läden interessierte sich die Polizei nur für die Zeitschrift. „Der Einsatz reiht sich ein in die Kriminalisierungsversuche des Anti-Castor-Protestes“, sagt „Schottern“-Sprecher Tadzio Müller. Er wolle die Aktion aber nicht überbewerten. „Richtig harte Repression blieb bisher aus, auch weil wir offen und massenhaft unseren Widerstand ankündigen.“

Die „Schotter“-Aktivisten wollen den im November geplanten Castortransport nach Gorleben verhindern. Dazu sollen Schottersteine aus dem Gleisbett entfernt werden, um die Strecke unpassierbar zu machen. Knapp 1.400 Personen haben eine Absichtserklärung zu der Aktion unterzeichnet. Die Staatsanwaltschaft Lüneburg sieht darin einen Aufruf zu Straftaten und ermittelt gegen alle Unterzeichner. Erst kürzlich hatte die Polizei in Göttingen „Schotter“-Flyer beschlagnahmt. KONRAD LITSCHKO