Neue Regeln für Nachhaltigkeit

Wer um grünes Geld von Investoren wirbt, muss künftig etwas genauer Auskunft geben

BERLIN taz ■ Die Deutsche Telekom ist beliebt. Mag sie bei Kunden und Aktionären auch häufig in der Kritik stehen – Fachleute für nachhaltige Geldanlagen geben dem Unternehmen Spitzenwerte. So sieht die Bank Sarasin das Unternehmen in der Telekommunikationsbranche als Nachhaltigkeits-Primus. Und das Carbon-Disclosure-Projekt, ein Zusammenschluss von 151 großen Finanzinvestoren, hält das Unternehmen für weltweit führend im Klimaschutz. Trotz allem: Die Telekom wird in Zukunft noch etwas genauer über Umweltschutz und Sozialstandards berichten müssen. Denn gestern gab die Global Reporting Initiative (GRI) neue Standards für die Nachhaltigkeitsberichte der Unternehmen bekannt.

Einen solchen Bericht erstellen die Firmen freiwillig. Dabei folgen sie zunehmend den Richtlinien der GRI, in der Unternehmen, Politiker und Nichtregierungsorganisationen sowie Vertreter des Umweltprogrammes der Vereinten Nationen (Unep) zusammenarbeiten. Die nach den GRI-Richtlinien erstellten Berichte dienen nämlich auch Investoren, die ihr Geld nach ethischen und sozialen Kriterien anlegen wollen, zur Orientierung. Und der Markt für „grünes Geld“ wächst. Etwa eine Billion Euro haben die Europäer bis Ende vergangenen Jahres in nachhaltige Geldanlagen gesteckt – eine Steigerung um 36 Prozent seit 2002.

Die neuen G3-Richtlinien fordern mehr Informationen von den Unternehmen. Gleichzeitig erleichtern sie aber die Berichterstattung durch detaillierte Vorgaben, wie über ökologische, soziale und wirtschaftliche Themen berichtet werden kann. So muss die Deutsche Telekom künftig nicht nur über die Arbeitsplatzbedingungen in eigenen Filialen Auskunft geben, sondern auch offen legen, welche Verhältnisse bei ihren Zulieferern herrschen.

Matthias Bönning, Mitarbeiter bei der Rating-Agentur Oekom-Research, äußert sich positiv über die neuen Richtlinien des GRI. Sie sorgten für mehr Transparenz und seien eine wichtige Quelle für seine Einschätzung von Unternehmen. Auch Thomas Koenen von Econsense, ein industrienahes Forum für nachhaltige Entwicklung der deutschen Wirtschaft, begrüßt die neuen Vorgaben des GRI: „Die Initiative arbeitet gemeinsam mit Unternehmen und privaten Interessenverbänden, anstatt regulative Vorgaben zu machen.“ Dies sei wichtig, damit der Nachhaltigkeitsbericht von Unternehmen und in der Öffentlichkeit akzeptiert wird.

MAIKE BRZOSKA