Zum Praktikum nach Polen

Die Mobilitätsagentur vermittelt Arbeitslosen, Auszubildenden und Arbeitnehmern Berufspraktika im europäischen Ausland. Zur Auswahl stehen verschiedene Branchen. Den Teilnehmern winken bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt – hier wie dort

von SÖRRE WIECK

„Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen.“ So sah es Johann Wolfgang von Goethe. Und so sehen es auch viele Arbeitgeber. Davon ist Hans Thormählen, Teamleiter der Mobilitätsagentur Hamburg, überzeugt. Seine Organisation vermittelt Berufspraktika im europäischen Ausland an Auszubildende, Arbeitnehmer sowie Arbeitssuchende und bereitet diese in interkulturellen Vorbereitungsseminaren nebst Sprachkurs darauf vor.

Zur Auswahl stehen 25 Länder, darunter Frankreich, Spanien, Italien oder die skandinavischen Nachbarn. Die Dauer eines Aufenthalts beträgt zwischen drei Wochen – bei Auszubildenden – und sechs Monaten. Im Angebot sind Jobs im Hotel- und Gaststättengewerbe, in der Luft- und Raumfahrt, in den Bereichen Erziehung, Gesundheit und Soziales, Handwerk, aber auch technische und kaufmännische Berufe. Auch für andere Branchenwünsche ist die Mobilitätsagentur, die mit über dreißig Partnerorganisationen zusammenarbeitet, offen. Und sie greift den Teilnehmern auch finanziell unter die Arme: Sie vergibt Stipendien aus EU-Programmen.

„Mit unserer Organisation gehen jährlich rund 350 Deutsche ins Ausland“, berichtet Thormählen. Eine davon ist Susann Kosizen. Die 18-Jährige macht eine Ausbildung zur Raumausstatterin und war gerade für drei Wochen in Polen, wo sie nach einem einwöchigen Sprach- und Kulturkurs in Danzig bei einem Möbelhersteller hospitierte. „Ich denke, so eine Auslandserfahrung ist gut für die Zukunft“, sagt die 18-Jährige, deren Chef der gleichen Meinung war.

Ähnliche Erfahrungen hat auch Anneki Schmid gesammelt. Die 33-jährige Erzieherin war arbeitslos, als sie für drei Monate nach Spanien ging. „Ich wollte schon immer im Ausland arbeiten und Spanisch lernen. Mit dem Praktikum konnte ich beides verbinden“, schwärmt sie. Sie war auf einem Bauernhof in Cordoba untergebracht, wo Kinder unter pädagogischer Anleitung an die Natur herangeführt werden. „Im sozialen Bereich arbeitet man häufig mit Kindern aus anderen Nationen. Ich denke, da hilft mir die Auslandserfahrung auf jeden Fall. Zudem wird man offener für neue Kulturen.“

Das kann auch Kai Basedahl bestätigen, der für drei Monate in einem Kinderheim in Riga gearbeitet hat, ebenfalls als Erzieher. „Ich bin direkt nach meiner Ausbildung ins Ausland gegangen“, sagt der 31-Jährige. Für ihn stand dabei die persönliche Weiterentwicklung und nicht so sehr die berufliche Perspektive im Vordergrund. „Es war eine Herausforderung, in einem Land zu arbeiten, wo ich weder die Sprache noch die Kultur kannte. Ich bin dadurch selbständiger und flexibler geworden.“

Die Vorteile der Weiterbildungsmaßnahme liegen für Hans Thormählen auf der Hand: „Neben erweiterter kultureller und sprachlicher Kompetenz kehren die Teilnehmer mit gestiegenem Selbstbewusstsein zurück, haben nicht nur Kontakte privater und beruflicher Natur im Ausland geknüpft, auch ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt steigen – sowohl dort als auch hier. “ Statistische Erhebungen zum Verbleib der Teilnehmer gebe es noch nicht. Doch bringt Thormählen ein positives Beispiel aus der Baubranche: „Von 13 arbeitslosen Bauarbeitern, die in diesem Jahr in Spanien ein Praktikum absolviert haben, sind elf auf dem dortigen Arbeitsmarkt untergekommen.“ Für das nächste Jahr hat Thormählen schon ein neues Angebot in der Schublade. „In Dänemark werden händeringend Bauarbeiter gesucht. Ab Januar stehen bei uns Vorbereitungsseminare auf dem Programm.“

Informationen: Mobilitätsagentur Hamburg, Arbeit und Leben, ☎ 28 40 16 11 oder www.hamburg.arbeitundleben.de