Tibeter protestieren

CHINA Schüler in Qinghai wehren sich gegen Pläne für Chinesisch als ihre Hauptunterrichtssprache

BERLIN taz | In der westchinesischen Provinz Qinghai haben in den letzten Tagen mehrere tausend tibetische Schüler friedlich gegen Pläne zur Einführung von Chinesisch als alleiniger Unterrichtssprache demonstriert. Entsprechende Meldungen von tibetischen Unterstützergruppen und ihnen nahe stehender Medien bestätigte am Freitag die Global Times in Peking. Dieses vom KP-Zentralorgan Volkszeitung herausgegebene englischsprachige offizielle Blatt richtet sich gezielt an in China lebende Ausländer.

Am Dienstag waren zunächst in der von Tibetern bewohnten Präfektur Rebkong (Chinesisch: Tongren) die Schüler von sechs Mittelschulen in ihren Uniformen auf die Straße gegangen. „Gleichheit der Nationalitäten“ und „Verbreitet den Gebrauch der tibetischen Sprache“, hieß es auf Transparenten. An dem Protest sollen sich laut Radio Free Asia zunächst auch Mönche beteiligt haben, obwohl die Schüler dies aus Furcht vor Repressionen ablehnten.

Im März 2008 hatten Proteste von Mönchen in der Autonomen Region Tibet wie in Qinghai zu Gewalt und massiver Repression von chinesischen Sicherheitsorganen geführt. Jetzt blieben die Proteste, die sich am Mittwoch und Donnerstag auch auf andere tibetische Orte in Qinghai ausdehnten, friedlich. Am Mittwoch demonstrierten in der Autonomen Präfektur Tsolho (Chinesisch: Hainan) etwa 2.000 Schüler. Die Polizei ließ alle Schüler gewähren und nahm niemanden fest. Doch gibt es Berichte, dass auf Schulleitungen und Lehrer Druck ausgeübt wurde.

Die Proteste richten sich gegen offizielle Ankündigungen, dass künftig in den tibetischen Gebieten alle Fächer mit Ausnahme von Tibetisch und Englisch nur noch auf Chinesisch unterrichtet werden sollen. Dies soll einer besseren Integration der Tibeter dienen und ihre Chancen auf dem chinesischen Arbeitsmarkt verbessern. Umgekehrt werten Tibeter dies als Unterdrückung ihrer Sprache und Kultur sowie als Versuch der Assimilation. Auch dürften bei einem Wechsel der Sprache viele tibetische Lehrer ihre Jobs verlieren und ihrer Stelle künftig Chinesen die tibetischen Schüler unterrichten. SVEN HANSEN