Roma kein Thema in Rom

VATIKAN Frankreichs Präsident Sarkozy spricht mit dem Papst – nur worüber?

ROM dpa | Papst Benedikt XVI. hat den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy am Freitag zu einer ungewöhnlich langen Privataudienz empfangen. 33 Minuten dauerte das Gespräch unter vier Augen, das der Papst mit dem Staatschef in der Bibliothek des Apostolischen Palastes führte. Wegen der Roma-Abschiebungen innenpolitisch unter Druck und vom Papst indirekt kritisiert, hatte Sarkozy um diese Aussprache mit Benedikt gebeten. Er kam allerdings 20 Minuten zu spät zu der Audienz. Beobachter werteten Sarkozys Besuch in Rom als Versuch, die Wogen zu glätten und katholische Wähler zurückzugewinnen, die seine harte Abschiebungspolitik ablehnen.

In einer anschließenden Mitteilung ging der Vatikan allerdings nicht auf die Roma-Abschiebungen ein. Erst später kam der Vatikan dann doch noch auf seine kritische Sicht der französischen Einwanderungspolitik zurück. Beim Besuch Sarkozys im Petersdom mit einem „Moment der Andacht“ wünschte Kardinal Jean-Louis Tauran, Präsident des Päpstlichen Rates für interreligiösen Dialog, dem Land Mut auch bei der „Aufnahme von Verfolgten und Immigranten“.

Sarkozy wirkte etwas verspannt, als er im Vatikan ankam. Benedikt begrüßte ihn im Thronsaal auf Französisch. Sarkozy erwiderte, sein Land habe den Besuch des Papstes 2008 noch in guter Erinnerung, „das war ein großer Erfolg“. Nach der Audienz machten beide einen gelösten Eindruck. Eine private Unterredung mit Benedikt dauert sonst etwa 20 Minuten.

Aus Frankreich waren in den vergangenen Monaten mehr als 8.000 Roma vor allem aus Rumänien und Bulgarien abgeschoben oder gegen eine Heimkehrprämie ausgeflogen worden. Die Gendarmerie soll nach jüngsten Medienberichten außerdem eine illegale Kartei führen, in der Roma und andere nicht sesshafte Minderheiten vermerkt seien.