„Der Libanon macht das viel besser“

■ ist Fregattenkapitän und war bis Februar Kommandeur der deutschen Marine beim Unifil-Einsatz. Ziel: Waffenschmuggel in den Libanon verhindern.

taz: Herr Ciliax, wie hat sich seit Beginn des Krieges in Syrien die Lage im östlichen Mittelmeer verändert?

Christoph Ciliax: Wir erleben dort einer sehr hohe Präsenz an internationalen Kriegsschiffen. Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Norwegen, China, und die USA sind präsent. Russland hat eine besonders hohe Anzahl von Schiffen in der Region. Das erklärt sich aus dem Bestreben, Handelswege zu sichern, dem Interesse an Energieressourcen, aber auch durch den Abtransport der Giftgas-Chemikalien aus Syrien.

Sie beraten sich regelmäßig mit der Regierung in Beirut. Wie kommt der Libanon mit den syrischen Flüchtlingen zurecht? Man hört, dass das Ressentiment gegen Syrer zunimmt.

Unsere Beratung betrifft die Ausbildung der libanesischen Marine. Doch relativiert sich angesichts der Lage im Libanon für mich persönlich die Debatte über die Zahl der etwa in Deutschland aufzunehmenden Flüchtlinge. Der Libanon mit nur 4,5 Millionen Einwohnern zählt bislang etwa 1,2 Millionen syrische Flüchtlinge. Das zeigt sich natürlich zunehmend im allgemeinen Straßenbild. Es ist für mich besonders beeindruckend, wie großartig und gastfreundlich die Menschen im Libanon die Flüchtlinge aufnehmen und mit dieser mächtigen Aufgabe umgehen. Ich weiß nicht, wie in anderen Nationen bei solchen Verhältnissen die Stimmung wäre. Ob die Hilfe von außen reicht, wage ich nicht zu beurteilen. Was ich sagen kann, ist, dass jede noch so kleine Spende und Unterstützung durch jeden Einzelnen von uns hilft.

Werden Flüchtlinge bald Schutz in zyprischen Häfen suchen?

Die EU hat mit Zypern ein seewärtiges, unmittelbares Tor zu Syrien und zum Libanon. Zyperns besondere strategische Lage verleiht ihm eine entsprechende Rolle für mögliche Evakuierungen. Derzeit erwarte ich aber keinen Zusammenbruch der Strukturen im Libanon. Die Sicherheitskräfte im Libanon, die Vereinten Nationen und alle beteiligten Hilfsorganisationen haben die Lage noch beeindruckend gut im Griff. Trotzdem werde ich die Syrer auch weiterhin fest in meine Gebete einschließen. INTERVIEW: UWI