LEUCHTEN DER MENSCHHEIT WOLFGANG GAST
: Gemein: immer auf die Guten hauen

Natürlich ist es ein Leichtes, auf andere mit einer gehörigen Portion Spott einzuhauen. Sie – diese Gutmenschen! – laden einen ja geradezu ein. Beispiel gefällig? Hier ist es: der „Ökofimmel“ von Spiegel-Redakteur Alexander Neubacher. Was diese Umweltspinner so anstellen, da kann man nur draufhalten. Wohin die Reise geht, das verrät der Autor im Untertitel: „Wie wir versuchen die Welt zu retten – und was wir damit anrichten“.

Das Spiegel-Buch ist zwar nicht mehr das jüngste (Deutsche Verlags-Anstalt, 2012), ein Highlight seiner Gattung bleibt es dennoch. Sein Kapitel „Grüner Leben“ etwa führt der Autor mit folgenden Stichworten ein: „Der Mülltonnenparcours vor unserem Haus. Im trüben Licht der Quecksilberlampe. Die Legende vom Biosprit und das Märchen vom Elektroauto. Das Feinstaubgespenst …“ Nicht dass die Aufzählung aller grünen Schildbürgerstreiche damit schon abgeschlossen wäre. An anderer Stelle mokiert sich der Schreiber über Moralkeulen, verfehlte Klimapolitik, über Ökokratie und aufgeblähte Genehmigungsverfahren.

Neubacher, der sich selbst als Umweltschützer beschreibt, kritisiert zahlreiche Maßnahmen, die dem Umweltschutz dienen sollen, die tatsächlich aber unsinnig oder kontraproduktiv sind. Die ein oder andere Kritik ist durchaus berechtigt, geht aber im Spottstrom baden.

Was also tun, wie einst Lenin fragte? Gegen Ende seines Bandes ruft Neubacher dazu auf: „Es wäre gut, würden wir unsere Gewissheiten ab und zu einem Realitätscheck unterziehen.“ Prima, machen wir! Aber nur, wenn der Neubacher mitmacht.

Der Autor ist Redakteur der taz