Stuhl von Halutz kippelt

Weil Israels Generalstabschef kurz vor Kriegsbeginn Aktien abstieß, wird nun sein Rücktritt gefordert

BERLIN dpa ■ Abgeordnete der israelischen Knesset haben gestern den Rücktritt von Generalstabschef Dan Halutz gefordert. Allerdings ging es dabei nicht um die umstrittene Kriegsstrategie des Kommandeurs der israelischen Armee (IDF), sondern um Aktienverkäufe, die er am ersten Kriegstag getätigt hatte. Wie Ma’ariv und Ha’aretz berichteten, soll Halutz am 12. Juli, drei Stunden nach der Entführung zweier israelischer Soldaten durch die Hisbollah-Miliz, seine Bank angewiesen haben, sein Aktienpaket im Wert von 120.000 Schekel (21.500 Euro) zu verkaufen.

Die israelischen Aktienkurse waren nach Beginn des bewaffneten Konflikts um 25 Prozent eingebrochen. Halutz bestritt jeglichen Zusammenhang mit dem Krieg. Er habe das Aktienpaket abgestoßen, weil es ihm bereits vor dem 12. Juli Verluste gebracht habe, sagte er Ma’ariv. „Zu diesem Zeitpunkt erwartete ich weder einen Krieg, noch wusste ich davon“, verteidigte sich Halutz.

Einige Knesset-Abgeordnete überzeugte dies nicht. Zwei verlangten den Rücktritt des IDF-Chefs, ein dritter staatsanwaltliche Ermittlungen. „Während das Land in Flammen stand“, zitierte Ha’aretz die Abgeordnete Collette Avital, „interessierten ihn nur seine Investitionen.“ Auch aus Kreisen der Armeespitze hieß es, dass Halutz nicht umhinkomme, seinen Abschied einzureichen. Er solle dies am besten in dem Moment tun, wenn der Truppenrückzug aus dem Libanon vollendet sei.

Halutz ist der erste Luftwaffengeneral an der Spitze der vor allem aus Bodentruppen bestehenden IDF. Er stand Expremier Scharon nahe, der seit Januar im Koma liegt. Sein massiver Einsatz von Flugzeugen und Raketen gegen Wohnviertel und Infrastruktur im Libanon wurde in Israel kritisiert, weil er nicht die erhoffte Zerschlagung der Hisbollah brachte.