heute in bremen
: „Aufmüpfig wie eh und je“

Der letzte Bürgerschaftsabgeordnete der KPD spricht über das Verbot seiner Partei vor 50 Jahren

Wie haben sie das KPD-Verbot des Bundesverfassungsgerichts 1956 erlebt?

Hermann Gautier: Da war ich Landesvorsitzender der KPD in Bremen und Bürgerschaftsabgeordneter. Das war natürlich ein unerhörter Vorgang – eine Partei zu verbieten, die gegen die Faschisten am meisten Opfer gebracht hat. Aber das war eben damals die Politik der Adenauer-Regierung.

Gab es Aufruhr in Bremen nach dieser Entscheidung?

Wir haben demonstriert, schon am Tage bevor das Verbot ausgesprochen wurde. Der Präsident der Bürgerschaft hat mich damals aus dem Polizeigewahrsam befreit. Ich war ja noch Abgeordneter. Aber dann hat man mir ja mein Mandat geklaut.

Und die Parteizentrale?

Alles Material wurde beschlagnahmt. Wir hatten eine Genossenschaft gegründet, der das Parteihaus gehörte. Dieses Vermögen wurde aber dann beschlagnahmt, weil das angeblich Parteivermögen war.

Wie viele Mitglieder hatte die KPD in Bremen damals?

Wir waren weit über Tausend.

Sie sind dann zur DKP.

Wir haben ja die ganze Zeit darum gekämpft, dass das Verbot aufgehoben wird. Bis heute sind noch Berufsverbote gegen Kommunisten möglich.

Aber eigentlich ist die DKP ja eine Nachfolgeorganisation der KPD.

Die DKP wurde deshalb erlaubt, weil man in den internationalen Auseinandersetzungen des Kalten Krieges eine legale kommunistische Partei brauchte. Und in der Zwischenzeit waren ja schon alle möglichen Splitterparteien entstanden, die sich Kommunisten nannten.

Sind Sie immer noch in der DKP?

Natürlich. Ich bin immer noch das geblieben, was ich war, als ich in die KPD eingetreten bin.

Auch nach 1989 hat sich daran nichts geändert?

Überhaupt nicht. Ich habe eine bestimmte Auffassung von Politik – und der bin ich treu geblieben. „Aufmüpfig wie eh und je“, hat der Spiegel einmal über mich geschrieben.

Fragen: Jan Zier

Kundgebung heute 17 Uhr in Vegesack, Gerhard-Rohlfs-Straße/Breite Straße