Der Islamist, dein Freund und Helfer

PAKISTAN Der Staat versagt bei der Fluthilfe. Fundamentalistische Gruppen springen in die Bresche und leisten effektive Hilfe. Der Dank der Bevölkerung ist ihnen gewiss

PESHAWAR/BERLIN taz | Während die internationale Unterstützung für Pakistan immer noch stockt, helfen islamistische Gruppen in dem von einer Flut heimgesuchten Land effektiv der Bevölkerung. Selbst in leicht zugänglichen Regionen warten die Menschen weiterhin auf Zelte, Lebensmittel und Medikamente.

Derweil beweist die größte fundamentalistische Partei, die Jamaat-e-Islami, dass Hilfe vor Ort möglich ist, berichtet taz-Reporter Georg Blume. Er traf auch Mitglieder einer Gruppe, die sonst Selbstmordattentäter rekrutiert. Jetzt koordiniert die Al-Sufa-Stiftung 700 Freiwillige gegen die Flutkatastrophe.

Den Vereinten Nationen bietet Jamaat-e-Islami Unterstützung an. Doch die UN beliefern keine mit den afghanischen Taliban verbündeten Gruppen. Dem Staat werfen die Fundamentalisten Versagen vor: „Die Leute wissen jetzt ganz genau, wie sehr der Staat ihr Leben missachtet“, sagt ein muslimischer Freiwilliger.

Die Vereinten Nationen wollten gestern Abend in New York über eine Verstärkung der Hilfslieferungen beraten. Indien bot dem Nachbarland zum zweiten Mal Hilfe an. Doch die pakistanische Regierung konnte sich bisher nicht zur Annahme durchringen – beide Staaten sind seit Jahrzehnten miteinander verfeindet. Nach UN-Angaben beträgt die Zahl der Obdachlosen fast 4,6 Millionen Menschen. Etwa 650.000 Menschen haben nicht einmal eine Notunterkunft.

Insgesamt sind rund 20 Millionen Menschen direkt oder indirekt von den Überschwemmungen betroffen. Bislang erhielten die Vereinten Nationen nur 51 Prozent der vergangene Woche angeforderten 460 Millionen Dollar Nothilfe für Pakistan.

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