Der standhafte Putin-Gegner

Boris Nemzow sorgt wieder für Schlagzeilen. Mit einigen dutzenden Gleichgesinnten wurde der russische Oppositionspolitiker am Samstag in Moskau bei einer Demonstration für Versammlungsfreiheit festgenommen.

Der erklärte Putin-Gegner bekommt nicht zum ersten Mal die Härte der Staatsmacht zu spüren. Bereits im Januar fand er sich nach einer Kundgebung im Mannschaftswagen der Miliz wieder. Vor knapp sechs Wochen wurden in St. Petersburg 100.000 Exemplare seiner Streitschrift „Putin. Ergebnisse. 10 Jahre“ beschlagnahmt, in der er mit dem autoritären Regime des Premiers abrechnet.

Der promovierte Physiker und Mathematiker ist seit Anfang der 90er Jahre politisch aktiv: als Gouverneur im Gebiet Nischni Nowgorod, von 1997 bis 1998 als Vizepremier der Russischen Föderation sowie Brennstoff- und Energieminister.

Ab 1999 sitzt er für die von ihm mitgegründete liberal-demokratische Partei Union der Rechten Kräfte (SPS) in der Duma. 2008 kehrt der begeisterte Tennisspieler, der zur Bekämpfung seiner Höhenangst mit dem Fallschirm abspringt, der Partei den Rücken.

Im Dezember gründet er mit weiteren Oppositionsvertretern die liberale Bewegung „Solidarnost“. Im April 2009 unterliegt er bei der Bürgermeisterwahl in Sotschi und wird während des Wahlkampfs bei einem Ammoniakanschlag leicht verletzt. Den Ausgang der Wahl bezeichnet der 50-Jährige als „himmelschreienden Betrug“.

Nemzow ist verheiratet und Vater einer Tochter. Mit seiner Geliebten hat er zwei weitere Kinder, zu denen er sich offen bekennt. „Ich liebe diese beiden Frauen. Und für meine Kinder tue ich alles, damit sie ehrbare Menschen werden“, sagte er einmal. BARBARA OERTEL