Teuer und riskant statt günstig und sicher

ATOM Der Europäische Druckwasserreaktor in Flamanville kostet fünf Milliarden Euro – vorerst

PARIS taz | Frankreichs erster Europäischer Druckwasserreaktor (EPR) sorgt für Schlagzeilen: Der Reaktorneubau in der Normandie braucht nicht nur zwei Jahre länger als vom Kraftwerksbetreiber EDF veranschlagt, er wird auch deutlich teurer. Am Freitag bestätigte der Energiekonzern offiziell, dass der Reaktor erst 2014 an Netz gehen kann. Statt der ursprünglich veranschlagten 3,3 Milliarden Euro soll der weltweit größte Reaktor (1.650 Megawatt) nun 5 Milliarden kosten. Schon 2008 hatte der Konzern die Kosten auf 4 Milliarden nach oben korrigiert.

Am EPR wird in Flamanville schon seit 2007 gebaut. Der Entwickler des neuen Reaktortyps, das Konsortium Areva NP (Nuclear Power), verspricht hohe Sicherheitsstandards und ein zehnmal geringeres Unfallrisiko – nach Firmenangaben handelt es sich um den „weltweit sichersten Reaktortyp“. Durch eine stärkere Hülle sowie ein neues Notfallsystem sei er auch vor Erdbeben und Flugzeugangriffen geschützt.

Präsident Nicolas Sarkozy steht persönlich hinter dem Projekt. Ziel von Areva ist es, die neue Technik weltweit zu verkaufen: Verhandelt wird nach Konzernangaben derzeit unter anderem mit China, den USA und Indien. In Italien sind vier Neubauten vorgesehen.

Französische Atomkraftgegner begleiten die ständigen Rückschläge des Projekts gespannt. Für das Netzwerk Sortir du nucléaire beweisen die ständigen Verzögerungen und Kostensteigerungen, dass die Technik nicht ausgereift und damit gefährlich ist. Schon im März erklärte das Netzwerk nach Einsicht in angeblich interne Unterlagen, dass es ernste Risiken schwerwiegender Unfälle in dem konstruierten Reaktor gebe. Die erneute Kostenexplosion und die Verzögerung seien nur ein Beweis dafür, dass die Ingenieure in ihrem eigenen Projekt nicht mehr durchsehen. SUSANNE GÖTZE