Chiles alter Kommunist

Aus dem sowjetischen Exil unterstützte Luis Corvalán den bewaffneten Kampf gegen die Militärdiktatur Augusto Pinochets

Luis Corvalán ist tot. Der frühere Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chiles (PCCH) starb am Mittwoch im Alter von 93 Jahren in der chilenischen Hauptstadt Santiago. Der Lehrer, Journalist und Politiker schrieb gerade an seinem Buch über die Geschichte der PCCH, deren Geschicke er von 1958 bis 1989 als Generalsekretär maßgeblich lenkte und in deren Zentralkomitee er Mitglied bis zuletzt war.

Luis Alberto Corvalán Castillo wurde am 14. September 1916 in der südchilenischen Stadt Puerto Montt geboren. Mit sechzehn trat er in die Kommunistische Partei ein. 1961 wurde er zum Senator gewählt, 1969 gelang ihm die Wiederwahl. Im selben Jahr hatte sich die PCCH als zweitstärkste Kraft dem linken Bündnis Unidad Popular angeschlossen, dessen Kandidat Salvador Allende im September 1970 die Präsidentschaftswahl gewann.

Wiederholt wurde Corvalán ins Gefängnis gesperrt. Erstmals 1947 während der Regierung des damaligen Präsidenten Gabriel González Videla. Während der Militärdiktatur von General Augusto Pinochet wurde er abermals verhaftet und in das Gefangenenlager auf die südlichen Insel Dawson verbracht, später nach Ritoque und Tres Álamos. Nach langwierigen Verhandlungen wurde er 1976 in der Schweiz gegen den sowjetischen Dissidenten Wladimir Bukowski ausgetauscht. Bis 1988 lebte er im sowjetischen Exil. Danach, zwei Jahre vor dem Ende der Pinochet-Diktatur, kehrte er in sein Heimatland zurück.

Aus dem Exil heraus unterstützte Corvalán den bewaffneten Kampf gegen das Pinochet-Regime. 1974 hatte die Kommunistische Partei die „Frente Patriótico Manuel Rodríguez“ als ihren bewaffneten Arm ins Leben gerufen. Ihre spektakulärste Aktion war das gescheiterte Attentat auf die Wagenkolonne von Pinochet, bei dem im September 1986 fünf Begleiter getötet wurden, der Diktator aber mit leichten Verletzungen davonkam.

Corvaláns Leichnam ist im Sitz des Kongresses in Santiago aufgebahrt. Bis Samstag hat die Bevölkerung Zeit, Abschied zu nehmen. Zu seiner Beisetzung wird eine große Trauergemeinde erwartet, auch Margot Honecker dürfte sich einreihen. Corvaláns Buch, „Gespräche mit Margot Honecker über das andere Deutschland“ erschien im Jahr 2000. JÜRGEN VOGT