Wenn friersch? Kaufet warmi Finke
PRODUKTTEST Bei kalten Füßen helfen Schuhe aus Stroh. Hannelore Winker aus Lenzkirch stellt sie in Handarbeit her
Im Märchen spinnt eine Müllerstochter Stroh zu Gold, im wahren Leben verarbeitet Hannelore Winker Stroh immerhin zu Hausschuhen. Die Strohschuhe sind so typisch für den Schwarzwald, dass ihnen in einem undatierten Gedicht ein Denkmal gesetzt wurde. „Was nutzt s dir, was du häsch un bisch, wenn friersch un fast vergütterlich un d Kälti stigt dir us de Bein d Händ un macht si schwer wie Stei un z müed, zuem andre winke? – Kaufet warmi Finke.“ Die Strohschuhe werden im alemannischen Dialekt Finken genannt.
Bisher hat Hannelore Winker aus Lenzkirch, einem Dorf in der Nähe von Freiburg, etwa 1.000 Paar Strohschuhe zu Hause hergestellt. Das Maisstroh wird zu Zöpfen geflochten, schwarzer Wollstoff auf den Leisten befestigt, mit Wachsfaden und einer Rundnadel werden die Strohzöpfe aufgenäht, unten eine Ledersohle und oben ein Stoffrand. Von ihren Kunden muss die 46-Jährige, die als Servicekraft in einem Hotel arbeitet, nur die Schuhgröße wissen, ob die Ledersohle schwarz, braun oder dunkelblau sein soll und welches Muster sie für den Stoffrand wollen.
Vor einigen Wochen hat die sonntaz an dieser Stelle beheizbare Hausschuhe getestet – mit mäßigem Ergebnis. Seit vier Monaten trage ich zu Hause Finken und ich kann mir nicht vorstellen, jemals wieder andere Hausschuhe an meine Füße zu lassen. Die Strohschuhe sehen wunderschön aus, sie sind mit oder ohne Strümpfe sehr bequem, durch den Wollstoff halten sie die Füße warm, die Ledersohlen sorgen für Bodenhaftung. Sie haben sich in den ersten Wochen etwas geweitet und meinen Füßen angepasst. Weil das Maisstroh vor dem Flechten gesäubert wird, zu kurze Stücke aussortiert werden, verlieren sie kein Stroh und es pikt auch nirgendwo. Und: Die Finken sind haltbarer als manche Beziehung. Das Paar, das Hannelore Winker trägt (Foto), hat sie vor fast zwei Jahrzehnten angefertigt, nachdem sie einen Kurs der Landfrauen über das alte Handwerk besucht hatte.
Sechs bis sieben Stunden braucht sie für ein Paar, ihr Stundenlohn ist ziemlich niedrig. Finken für Kinder kosten 20 und 25 Euro, 35 Euro für Erwachsene, ab Größe 44 sind es 40 Euro. Hannelore Winker fertigt auch Strohschuhe für draußen an, für den Garten oder Narrenzünfte, bei denen die Sohlen aus Gummi sind. Beide Varianten gibt es zudem als „Schläppele“, also hinten offen. Und: Wer Hausschuhe mit einem Rand aus seinem Lieblingsstoff haben will, schickt einfach ein Stück davon an Hannelore Winker. BARBARA BOLLWAHN
■ Wer Strohschuhe bestellen will, ruft Hannelore Winker unter (0 76 53) 69 24 an. Gegen ein Porto von 4,90 Euro schickt sie die Finken nach Hause
