Beduinen protestieren gegen Umsiedlungspläne

ISRAEL Die Regierung will Entwicklung, die Betroffenen befürchten den Verlust ihres Landes

JERUSALEM taz | Die Beduinen im israelischen Negew wollen bei den staatlichen Modernisierungsplänen nicht mitmachen. Die Proteste am Wochenende, bei denen rund ein Dutzend Sicherheitskräfte verletzt und mehrere Demonstranten verhaftet wurden, dürfte der Auftakt zum Kampf der Nomaden gegen den „Prawer-Plan“ sein.

Das Ziel der Regierung ist es, die sozioökonomisch schwächste Bevölkerungsgruppe im Land auf ein höheres Lebensniveau zu katapultieren. Rund 40.000 Menschen müssten dafür ihre gewohnte Umgebung verlassen. Viele Betroffene fürchten die Zwangsumsiedlung und die Konfiszierung des Landes, auf das sie Besitzansprüche erheben.

Der im September 2011 von der Regierung beschlossene Plan, der von der Knesset noch verabschiedet werden muss, zielt auf eine gesetzlich geregelte Lösung der umstrittenen Besitzansprüche und auf die infrastrukturelle Entwicklung des Großraums Beerschewa. Knapp der Hälfte der rund 200.000 Beduinen in der Region leben in nicht anerkannten Dörfern, ohne Strom- und Wasserversorgung, ohne Kindergärten, Schulen oder medizinische Einrichtungen. Die Beduinen begrüßen die geplante Modernisierung grundsätzlich, nicht aber für den Preis der Umsiedlung.

„Wir sind Menschen und Bürger, doch der Prawer-Plan behandelt uns wie Tiere, die von einem Ort zum anderen getrieben werden können, ohne dass unsere Wünsche berücksichtigt werden“, heißt es in einem Schreiben der Beduinen. Zentrales Problem ist, dass die Bevölkerungsgruppe, um die es geht, in den entscheidenden Gremien kaum repräsentiert ist. Dazu kommt, dass die Beduinen untereinander über Modelle streiten.

Außer im Negew fanden in Haifa, Ramallah und in einigen Städten im Ausland Solidaritätskundgebungen statt. Insgesamt fielen die Demonstrationen deutlich kleiner aus als erwartet. Im Negew selbst gingen nur gut 1.000 Menschen auf die Straße.

SUSANNE KNAUL