„Die Realität ist anders“

Südafrikanische Aktivistin beim Lesbenfrühling

■ hat die Kampagne „Act to end hate“ initiiert, die seit 2007 gegen Hassverbrechen kämpft. Sie lebt in Johannesburg.Foto: Privat

taz: Sie sind seit vielen Jahren in der Lesbenbewegung in Südafrika aktiv. Wie ist dort die Lage, Frau Mtetwa?

Phumi Mtetwa: Die rechtliche Situation der Lesben ist sehr gut. Da viele von uns auch Teil der Anti-Apartheid-Bewegung waren, haben wir als einziges Land Afrikas Anti-Diskriminierung in der Verfassung implementieren können. Auf der gesellschaftlichen Ebene haben wir aber weiter mit dem Erbe der Apartheid zu kämpfen. Armut, Marginalisierung und Exklusion fordern Reaktionen heraus: Kriminalität und Gewalt, vor allem gegen Migranten, Frauen und Lesben.

Welche Art von Straftaten?

Seit Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise stellen wir einen enormen Anstieg der sexuellen Gewalt fest. „Korrekturvergewaltigungen“ werden von der Polizei weitgehend ignoriert: Es herrscht eine hohe Akzeptanz für dieses Verbrechen, das Lesben vorgeblich zu heterosexuellen Frauen machen soll.

Am Sonntag diskutieren Sie mit Aktivistinnen aus anderen Ländern.

Der Vergleich macht deutlich, dass wir es in verschiedenen Ländern mit verschiedenen Konflikten zu tun haben, je nach Kontext. Erfahrungen teilen heißt aus den Erfahrungen anderer lernen. Aber es ist mir auch wichtig, darüber aufzuklären, wie die Situation in Südafrika tatsächlich ist: Die Gerechtigkeit, die auf dem Papier steht, wird hoch gelobt. Die Realität sieht anders aus. INTERVIEW: SILKE RITTER

Sonntag, 14.30 Uhr, Staatliche Handelsschule, Schlankreye 1 (Zutritt nur für Frauen)