DIE KLEINE WORTKUNDE

Im Internet muss man sich kurz fassen: Vermutlich war es Twitter, der Kurznachrichtendienst, bei dem jede Botschaft nur 140 Zeichen lang sein darf, wo die sich formierende Große Koalition aus SPD und CDU erstmals unter dem Hashtag #GROKO abgekürzt wurde.

Schnell bürgerte sich das Kofferwort auch in den etablierten Medien als Synonym für das Gebilde ein, deren schwere Geburt derzeit alle erwarten, Zeit-Online bietet gar ein „GroKo-Meter“ an, auf dem der Stand der Koalitionsverhandlungen verfolgt werden kann.

„Groß“ (von beträchtlichem Ausmaß) geht auf das althochdeutsche „groz“ (grobkörnig) zurück, „Koalition“ (Bündnis von Parteien, Organisationen oder Staaten) wurde im 18. Jahrhundert aus dem französischen „coalition“ entlehnt, Ursprung ist das lateinische Verb „coalescere“ (zusammenwachsen, sich einigen). Angesichts der vielen Wünsche der einzelnen Ressorts, die während der Verhandlungen geäußert wurden, wird GroKo gelegentlich auch mit „Große Kosten“ übersetzt. Viel offensichtlicher ist jedoch die Assoziation zum „Grokodil“, das da auf uns zukriecht. Auch hier lohnt sich ein Blick in die Etymologie: Das aus dem Griechischen stammende Wort „Krokodil“ wurde aus „króke“ (Kies) und „drilos“ (Wurm) gebildet.

Was für ein schönes Bild: Das GroKo, ein ungeschlachtes, träges Reptil, das sich durch den losen, groben Kies der politischen Streitthemen windet und ansonsten reglos und untätig im Wasser treibt. Ein Bild, das bei allem Pessimismus zumindest eine gewisse Komik birgt – vielleicht erweist sich die GroKo ja am Ende noch als „Große Komödie“. ERIK WENK