… DER SCHWULE KUSS?
: Druck auf Uganda

Promisk geht anders: „Ich kann leider nicht mitmachen, mein Mann sitzt noch im Flieger“, verkündet Thomas Birk. Der Grünen-Abgeordnete ist Redner beim „Kiss-in“, zu dem das schwule Antigewaltprojekt Maneo am Montagmittag vor der ugandischen Botschaft in der Axel-Springer-Straße geladen hat. Küssen müssen eben die anderen.

Einen regelrechten „Kussmarathon“ haben die Maneo-AktivistInnen anlässlich des Internationalen Tags gegen Homophobie angekündigt – vis-à-vis der Vertretung des afrikanischen Staates, weil dessen Regierung ein „Antihomosexualitätsgesetz“ durchs Parlament drücken will, das öffentlich gelebtes Schwul- oder Lesbischsein drakonisch bestraft, von lebenslänglich bis Hinrichtung. Evangelikale US-Christen, die in Uganda missionieren, schüren das homophobe Klima und sind für die Diskriminierung zumindest mitverantwortlich.

Natürlich erscheint niemand am Fenster, oben im dritten Stock eines Bürogebäudes, wo schlaff die ugandische Flagge hängt. Aber es wird ja vor allem ein mediales Zeichen gesetzt: Auf 50 Lesben und Schwule kommen 25 Reporter und Kameraleute, die gierig auf Kussbilder warten.

Symbolhaft ist auch die faktische Ampelkoalition gegen Homophobie: Außer dem Grünen Birk sprechen ein Vertreter der Schwusos und Alexandra Thein, die für die FDP im Europäischen Parlament sitzt. Thein weiß zu berichten, dass das Hassgesetz nicht zuletzt dank einer fraktionsübergreifenden Resolution des Europaparlaments derzeit auf Eis liegt: „Uganda hat gemerkt, dass die Welt dagegen ist.“

Kiss-in-Organisator Bastian Finke von Maneo verweist aber darauf, dass die Lebensentwürfe von Nichtheteros auch hierzulande noch keineswegs als Normalität empfunden werden: „Auch in Berlin haben wir es immer noch mit vielen Fällen homophober Hassgewalt zu tun, auch hier gibt es nicht genügend Opferschutz, und ‚schwule Sau‘ ist immer noch das beliebteste Schimpfwort auf deutschen Schulhöfen.“

Dann wird losgeküsst – aber nur von wenigen Paaren, nur für die Kameras und auch nur mit ganz wenig Zunge. Bastian Finke ist nicht so richtig zufrieden mit der Resonanz auf die Aktion. Dabei hatten er und seine MitstreiterInnen in Szeneclubs und natürlich per Facebook zum Mitmachen aufgerufen. „Aber“, weiß der Maneo-Mann, „um die Mittagszeit müssen eben viele arbeiten.“ CLP Foto: CLP