WAS MACHT EIGENTLICH ... die Kunst?
: Sie geht nach Schrott

Die Kunst geht nach Schrott. Sorry, blöder Kalauer. Natürlich heißt es: „Die Kunst geht nach Brot.“ Das geflügelte Wort hat eine lange Geschichte. Nachgewiesen ist es schon bei Martin Luther. Bekannt wurde es später durch Gotthold Ephraim Lessing. Schon im ersten Aufzugs seines 1772 uraufgeführten bürgerlichen Trauerspiels „Emilia Galotti“ entschuldigt sich der Künstler dafür, dass er das malt, was ihn vor dem Verhungern schützt.

Was Künstler vor dem Verhungern schützt – diese Frage ist heute so aktuell wie vor 200 Jahren. Im Berlin des 21. Jahrhunderts wurde für die HungerkünstlerInnen der kreativen Zunft eigens ein Name kreiert: „Urbane Penner“ heißen sie hier. Arm wie Kirchenmäuse, halten sie dennoch an ihren Visionen fest.

Damit das in Zukunft ein bisschen leichter geht, wird heute um 15 Uhr in der Berliner Straße 17 in Pankow für Künstler und Künstlerinnen, aber auch Schulklassen und gemeinnützige Vereine extra ein Schrotthof eröffnet. Dort können sie künftig Altmaterial, das sich für Skulpturen, Collagen, Plastiken, Readymades und anderes mehr eignet, kostenlos bekommen – natürlich sofern jemand vorher das Passende dem Markt für Materialien geschenkt hat.

Die Künstlerin Corinna Vosse hat die Idee aus New York mitgebracht. Dort funktioniert das Geben und Nehmen bereits bestens. Dass was dran ist, hat auch die Projektagentur „Zukunftsfähiges Berlin“ verstanden, die „Kunst-Stoffe-Berlin“ unterstützt. WS FOTO: AP

Infos: www.kunst-stoffe-berlin.de