Mäßig ambitioniert

ÖKOBILANZ Beim Energieverbrauch ihrer Dienstwagen ist die Verwaltung noch großzügig. Gegen alternative Antriebe gibt es noch viele Vorbehalte

Ein Kleinwagen kann heute mit weniger als 100, ein Mittelklassewagen deutscher Hersteller mit weniger als 130 Gramm CO2 pro Kilometer auskommen.

■ Bremens Verwaltung gibt sich da weniger ambitioniert: Neue Kleinwagen dürfen bis zu 120 Gramm, Mittelklasse-Autos und Großraum-Vans sogar 150 Gramm pro Kilometer verbrauchen.

■ Die Werte seien so gesetzt, dass etwa die Hälfte der am Markt befindlichen Fahrzeuge sie erfüllen könne, so der Senat.

Wenn sie wirklich Vorbild sein wollen im rot-grünen Senat, also, was ihren Fuhrpark angeht, dann muss man sagen: Da ist noch mehr drin. Viel mehr. Das geht aus einer Antwort auf eine Anfrage der Grünen hervor.

Insgesamt besitzt Bremens öffentlicher Dienst 1.346 Fahrzeuge, davon 542 Autos, jene neun der SenatorInnen und der Senatskanzlei mitgerechnet. Rechnet man alle Autos zusammen, kommt man auf einen durchschnittlichen Verbrauch von 142 Gramm CO2 pro Kilometer. Zum Vergleich: Die EU strebt für 2015 einen Flottengrenzwert für Neufahrzeuge von 120 Gramm an, bis 2020 sollen es 95 sein.

Auch bei den alternativen Antrieben hat Bremen noch Nachholbedarf: Insgesamt gibt es derzeit in der Verwaltung ganze neun Fahrzeuge mit Elektroantrieb und weitere sechs, die mit Erdgas fahren. Bei der Bremer Polizei hat man zwar über Autos mit Gasantrieb nachgedacht – doch die Vorbehalte sind offenbar groß: Neben den höheren Anschaffungskosten wird vor allem die fehlende Tankstellendichte und die geringere Laufleistung der Fahrzeuge moniert. Zu unrecht, wie Fred Jakisch von der SWB sagt. Im Bremer Stadtgebiet betreibt der Energieversorger derzeit fünf Erdgastankstellen, elf gibt es im Raum Bremen, weitere fünf im Raum Bremerhaven. „Damit sind wir im Soll“, so Jakisch. Und was die Langlebigkeit der Autos mit Gasantrieb angeht, gebe es auch „kein Problem“, so Jakisch. Nur bei der Reichweite einer Tankfüllung muss man Abstriche machen.

Auch gegen Hybridfahrzeuge hat die Bremer Polizei Bedenken: Die „wesentlich höheren“ Anschaffungs und Unterhaltskosten würden nicht durch den Minderverbrauch „aufgefangen“, der Elektroantrieb sei „noch nicht ausgereift“, die Reichweite ungenügend. Dennoch soll jetzt ein Fahrzeug erprobt werden. Ferner hat die Polizei 237 Diensträder, insgesamt sind es fast 400 in Bremen – aber kaum Pedelecs.

Das Car-Sharing ist laut Senat eine „sinnvolle Alternative“ – genutzt wird sie derzeit von 332 Fahrberechtigten. Immerhin planen verschiedene Behörden, Car-Sharing für ihre Flotte zu nutzen. Bis 2020 sollen Bremen 20.000 Car-Sharer haben. Deutlich gewachsen ist indes die Zahl derer, die dank Job-Ticket mit Bus & Bahn fahren: 2006 waren es 3.617, 2012 waren es 6.519.

Die Grünen-Fraktion lobt „gute Ansätze“, sieht „großes Potenzial“ beim Car-Sharing und noch „erheblich Luft nach oben“.  mnz