Deutsch-französische Initiative
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Tschernobyl und seine gesundheitlichen Folgen: erhöhte Säuglingssterblichkeit, zunehmend Neugeborene mit Fehlbildungen, sprunghafter Anstieg der Krebsraten. Nach den Daten der Deutsch-Französischen Initiative für Tschernobyl (DFI) gibt es keinen Nachweis dafür, dass die Bevölkerung in den radioaktiv hoch belasteten Regionen in der Ukraine, Weißrussland sowie Russland vermehrt unter derartigen Krankheiten leidet.

Das vom deutschen und vom französischen Umweltministerium 1996 initiierte Projekt hat alle verfügbaren Studien über die Folgen des Reaktorunglücks ausgewertet und auch neue Forschungsprojekte koordiniert. Gestern präsentierte die Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS), die die Initiative koordiniert, auf der Wissenschaftspressekonferenz in Bonn ihre neuesten Veröffentlichungen. Demnach zeigen die epidemiologischen Daten in den hoch belasteten Zonen lediglich bei Schilddrüsenkrebs einen signifikanten Anstieg. Betroffen sind vor allem Kinder, die „zum Zeitpunkt des Reaktorunfalls jünger als zehn Jahre alt waren“, heißt es in der „Studie über Gesundheitseffekte“.

Auslöser von Schilddrüsenkrebs ist das während der ersten Monate nach dem Unfall aufgenommene Jod-131, das eine Halbwertszeit von nur acht Tagen hat. Da das erhöhte Risiko, an Schilddrüsenkrebs zu erkranken, lebenslang bestehen bleibt, ist auch künftig mit einer weiteren Zunahme der Krebsfälle zu rechnen.

Bei allen anderen Krebsarten gibt es nach den Daten der DFI keine „signifikanten Unterschiede“ zwischen den Bewohnern der radioaktiv kontaminierten und denen der unbelasteten Zonen. Das gilt nach Meinung der DFI auch für andere Erkrankungen, die immer wieder im Zusammenhang mit Tschernobyl erwähnt werden. Zu Leukämie etwa heißt es in dem DIF-Bericht: „Die Anzahl der Fälle, die möglicherweise durch die Bestrahlung nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl induziert sein könnten, ist unbedeutend im Vergleich zu den spontanen Indizien.“ WLF