Geld bleibt billig

ZINSEN US-Notenbank überrascht Anleger mit Fortsetzung ihrer lockeren Geldpolitik

VON NICOLA LIEBERT

BERLIN taz | Allein die Aussicht auf eine Fortsetzung der bisherigen lockeren Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) sorgt bei Börsianern seit Wochen für Begeisterung. Der Deutsche Aktienindex DAX ebenso wie in den USA der S&P-500-Index bewegen sich auf Rekordniveau.

Es kam jedoch noch schöner: Die Notenbanker halten die Anleger mit ihren Entscheidungen vom Dienstag und Mittwoch weiter in Laune. Die Fed will den US-Leitzins bei 0 bis 0,25 Prozent belassen und weiterhin jeden Monat 85 Milliarden Dollar ausgeben, um damit Staatsanleihen und Immobilienkredite aufzukaufen. Ökonomen hatten damit gerechnet, dass zumindest die Wertpapierkäufe, durch die Geld in die Wirtschaft gepumpt wird, auf monatlich 75 Milliarden Dollar reduziert würden.

Die Fed soll gemäß ihren Statuten „maximale Beschäftigung und Preisstabilität fördern“ – anders als die Europäische Zentralbank, die sich nur der Bekämpfung der Inflation verpflichtet sieht. Seit der letzten Sitzung im Juli hätten sich die Hinweise verstärkt, dass die US-Wirtschaft nur noch moderat wächst, hieß es in der Erklärung des Offenmarktausschusses, der über die Geldpolitik entscheidet. „Wir waren überoptimistisch“, räumte Fed-Chef Ben Bernanke ein. Tatsächlich senkten die Notenbanker ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr um 0,3 Prozentpunkte auf 2,0 bis 2,3 Prozent.

Schlimmer ist die anhaltende Arbeitslosigkeit. Die offizielle Rate von 7,3 Prozent klingt zwar nicht sehr dramatisch. Aber wenn man diejenigen einrechnet, die die Jobsuche aufgegeben haben, dürften es den Zahlen des US-Arbeitsministeriums zufolge 8,8 Prozent sein. Und das in einem Land mit nur rudimentärer Arbeitslosen- und Sozialhilfe.

Die Notenbanker verpflichten sich daher, die Zinsen nicht eher anzuheben, als bis die Arbeitslosenrate unter 6,5 Prozent gefallen ist. Das Geld dürfte also in absehbarer Zeit reichlich und billig bleiben. Die Mehrheit der 17 Mitglieder des Offenmarktausschusses hält den richtigen Zeitpunkt, die geldpolitische Schraube wieder anzuziehen, erst 2015 für gekommen.

Verlierer der Fed-Entscheidung ist lediglich der US-Dollar, dessen Kurs auf den niedrigsten Stand seit sieben Monaten absackte. Die Aussicht auf die Fortsetzung der Minizinsen machen die Geldanlage in Dollar einfach zu unattraktiv.

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