„Vorsicht ist richtig“

LUFT Hochkonzentrierte Aschepartikel sind für Triebwerke gefährlich, so Luftfahrtexperte Levedag

■ 53, ist Direktor des Instituts für Flugsystemtechnik beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Braunschweig.

taz: Herr Levedag, welche Gefahren ergeben sich durch Vulkanasche im Luftraum?Stefan Levedag: Geringe Flughöhen im Umfeld des Vulkanausbruchs sind undenkbar, weil heiße und grobkörnige Partikel die Flugzeugtriebwerke zerstören könnten. Besonders gefährlich sind dort auch die großen Rauchschwaden, die nach oben steigen und den Sauerstoff verdrängen. Dann schalten sich die Triebwerke ab. Und dann? Es gibt Erfahrungen von Piloten, die durch solche Wolken geflogen sind und die Triebwerke danach wieder einschalten konnten. Außerdem reicht von vier Triebwerken bereits eins aus, um horizontal fliegen zu können. Wie gefährdet ist der Luftraum in größerer Entfernung Islands? Wenn die Asche sehr hoch steigt, werden die Partikel winzig klein. Ein Triebwerk geht von diesen kleinen Partikeln nicht kaputt. Man weiß allerdings nicht, ab welcher Konzentration es kritisch wird. Was passiert, wenn zu viele Partikel ins Triebwerk gelangen? Sie werden angesaugt und verdichtet. Danach gelangen die Partikel in die Brennkammer. Es kommt zu Schmirgeleffekten und die Düsen können sich zusetzen. Irgendwann funktioniert das Triebwerk dann nicht mehr. Wird die Sicht durch die Asche erschwert? In hohen Flughöhen ist die Sicht für die Piloten ohnehin nicht erheblich. Auch in Deutschland sind wegen der Aschewolke viele Flüge ausgefallen. Wie akut ist die Gefahr? Die Asche verteilt sich in der ganzen Atmosphäre. Deshalb verhält man sich jetzt einfach vorsichtig. Das ist vollkommen normal und auch absolut richtig so. INTERVIEW: JENS KLEIN