Über grüne Brücken sollen sie gehen

WILDTIERE Querungshilfen stehen im Mittelpunkt des Bundesprogramms Wiedervernetzung

BERLIN taz | Auch im internationalen Jahr der Biodiversität nimmt die Artenvielfalt weiter ab. Vernetzte Biotope könnten diesen Rückgang nach Ansicht von Experten verlangsamen, da sich die Tiere so untereinander besser vermehren können. Union und FDP haben deshalb im Koalitionsvertrag ein Bundesprogramm Wiedervernetzung vereinbart. Dessen Eckpunkte wurden gestern bei einer Tagung von Bundesumweltministerium und ADAC vorgestellt. Dabei geht es vor allem um den Bau von Grünbrücken über Fernstraßen. „Mehr Sicherheit für das Wild bedeutet auch mehr Sicherheit für die Autofahrer“, sagte ADAC-Präsident Peter Meyer. Pro Jahr ereignen sich derzeit mindestens 250.000 Wildunfälle.

Umwelt- und Verkehrsministerium entwickeln das Bundesprogramm gemeinsam. Bundesumweltminister Norbert Röttgen geht davon aus, dass es noch in diesem Jahr von der Regierung beschlossen wird. In Deutschland beträgt der Anteil unzerschnittener Flächen mit mehr als 100 Quadratkilometern Größe 26 Prozent. Diese Gebiete dürften nicht weiter zergliedert werden, so Röttgen. „Das heißt nicht, auf neue Infrastruktur zu verzichten.“ Entsprechende Maßnahmen für Biotopverbünde müssten im Vorfeld berücksichtigt werden.

„Wir müssen definieren, wo der Straßenbau ein Ende hat“, verlangte der Präsident des Naturschutzbunds Deutschland, Olaf Tschimpke. Straßen seien nur ein Element des Biotopverbunds. Man müsse auch Flüsse und Schienen sowie Agrarlandschaften berücksichtigen. Außerdem forderte er die Länder auf, sich zu beteiligen.

Bis 2011 werden rund 69 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II in 17 Maßnahmen investiert. Danach sollen Grünbrücken aus dem Verkehrsetat finanziert werden. Dort konkurrieren sie dann mit anderen Verkehrsprojekten. „Wir befürchten, dass die Finanzspritzen relativ kurzfristig greifen und es dann abflaut“, kritisierte Ulrich Stöcker von der Deutschen Umwelthilfe. JENS KLEIN