Mangel an Medizinern

ÄRZTE Den Kliniken droht ein Ärztemangel, warnt die Krankenhausgesellschaft. Zugleich bereiten die Ärzte des Marburger Bundes einen Streik vor

Jetzt werden vermehrt Honorarärzte engagiert. Die aber sind doppelt so teuer

In Bremen droht in den kommenden Jahren ein „sehr starker Ärztemangel“ – sagt der Geschäftsführer der bremischen Krankenhausgesellschaft, Uwe Zimmer. Bereits heute seien sehr viele Stellen unbesetzt.

Bundesweit fehlen nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft etwa 5.000 Ärzte. Zwar sei der Mangel in Bremen „noch nicht akut“, so Zimmer. Allerdings fehle es einerseits an Nachwuchs, während angesichts der demographischen Entwicklung andererseits die Nachfrage nach medizinischen Leistungen steige. „Die Schere öffnet sich weiter“, sagt Zimmer.

In der Folge werden auch in Bremen vermehrt Honorarärzte auf Stundenbasis engagiert, insbesondere im operativen Bereich. Laut Krankenhausgesellschaft sind sie zwar bislang eher „noch die Ausnahme“. Nach Angaben des Marburger Bundes, der Interessenvertretung der angestellten und beamteten ÄrztInnen, werden sie mittlerweile sowohl von freigemeinnützigen als auch in kommunale Kliniken in Bremen beschäftigt und bekommen Stundenlöhne von 80 bis 100 Euro. Sie sind damit laut Zimmer gut doppelt so teuer wie tariflich Beschäftigte – und sorgen unter diesen für Aufruhr.

Derzeit bereitet der Marburger Bund einen Streik in Bremen und Niedersachsen vor. Die bundesweiten Tarifverhandlungen für die kommunalen Klinikärzten waren Ende vergangener Woche gescheitert. Der Ausstand soll Mitte Mai beginnen, die Urabstimmung dafür bis Ende des Monats abgeschlossen sein. Das Land Bremen bietet sich als Streikort an, weil es hier fünf kommunale Kliniken gibt und zwei Drittel der 600 öffentlich bediensteten Ärzte im Marburger Bund organisiert sind. Dessen stellvertretende Vorsitzende Heidrun Gitter spricht schon jetzt von einem „unverhältnismäßig hohen Flurschaden“ im Falle eines Streiks.

Die Marburger Bund fordert fünf Prozent mehr Gehalt, die Arbeitgeber haben zuletzt eine Steigerung von 2,9 Prozent sowie eine bessere Vergütung der Bereitschaftsdienste angeboten. Strittig ist vor allem die Laufzeit – die Arbeitgeber möchten den Abschluss auf drei Jahre festlegen, den Ärzten ist das zu lang. Zimmer hält die Forderungen anders als Gitter für „nicht finanzierbar“ – und warnt vor Personalabbau als Folge einer Einigung.

Auf den Ärztemangel wird der Abschluss laut Zimmers kaum Einfluss haben. Dafür, sagt er, wäre es wichtiger, für flexiblere Arbeitszeiten, gestraffte Weiterbildungen und eine bessere Vereinbarkeit von Klinikarztberuf und Familie zu sorgen. mnz