Schmierenstück endet mit 34 Monaten Haft für Anwalt

BETRUG Wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 1,66 Millionen Euro wird der Frankfurter Rechtsanwalt und Ehemann der hessischen Verfassungsrichterin Wolski verurteilt. Der Prozess hatte auch die Landes-CDU in Schwierigkeiten gebracht

Das Gericht vermutet, dass C. auch der Ehefrau ihres Lovers „etwas Gutes“ tun wollte

FRANKFURT/MAIN taz | Wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe hat das Darmstädter Landgericht den Frankfurter Rechtsanwalt Michael Wolski (62) zu zwei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt. Der Vorsitzende Richter Rainer Buss ging in seiner Urteilsbegründung davon aus, dass Wolski dem Finanzamt jahrelang Schenkungen seiner Geliebten Margit C. verschwiegen habe. Es habe sich nicht, wie von Wolski behauptet, um Darlehen und Honorare gehandelt. Wolski habe von 1999 bis 2003 keine Steuererklärung abgegeben, weil er befürchtete, dass sonst die Erben von Margit C. das Geld hätten zurückfordern können. Wolski habe deshalb bis heute „herumlaviert“ und „einen ganzen Parcours von Nebelkerzen“ geworfen, um die Herkunft des Geldes zu verschleiern.

Richter Buss sah es als erwiesen an, dass die „über beide Ohren verliebte Margit C.“ Wolski das Geld habe zukommen lassen, ohne dass ihr inzwischen verstorbener Ehemann das habe merken dürfen. Immer wieder unsichtbar anwesend war in dem Prozess die Ehefrau des Angeklagten, Karin Wolski. Sie hatte von den Zuwendungen profitiert. Die hochrangige Richterin, stellvertretende Chefin des Frankfurter Verwaltungsgerichts und Mitglied des Staatsgerichtshofes, wird seit Bekanntwerden der Vorwürfe immer wieder mit Rücktrittsforderungen der Opposition im Hessischen Landtag konfrontiert. Unter anderem waren auf ihren Namen zeitweise sechs Autos zugelassen. Das Wohnhaus in Neu-Isenburg war mit dem Geld von Margit C. abbezahlt worden. Für die CDU strebte Karin Wolski 2005 das Amt der Oberbürgermeisterin in Offenbach an, zog aber ihre Kandidatur zurück, als die Vorwürfe gegen ihren Ehemann bekannt wurden. Das Gericht vermutete am Freitag, dass Margit C. auch der Ehefrau ihres Liebhabers „etwas Gutes“ habe tun wollen.

Die Staatsanwaltschaft war in ihrem Plädoyer davon ausgegangen, dass Karin Wolski sich nicht strafbar gemacht habe, weil die Schenkungen eigentlich alle für ihren Mann bestimmt gewesen seien. Die gemeinsamen Steuererklärungen habe sie diesem überlassen. Michael Wolski habe nicht nur als Berater und späterer Gesellschafter des Firmengeflechts der C.s fungiert, sondern auch ein Verhältnis mit der über 20 Jahre älteren Margit C. gehabt, die „sich die Liebe des Angeklagten“ durch Geldgeschenke habe sichern wollen. Wolski habe Margit C. „ausgenutzt und sich beschenken lassen“. Ein Darlehensvertrag über drei Millionen Euro sei zur Tarnung der Schenkungen erst „nachträglich gefertigt“ worden. Das hatten auch LKA-Untersuchungen bestätigt. Wolski habe nicht nur Steuern hinterzogen, sondern auch befürchtet, dass die Erben das Geld nach dem Tod von Margit C. zurückverlangen könnten.

Wolski habe zur Verschleierung „einen Parcours von Nebelkerzen“ geworfen

Die Staatsanwaltschaft hatte drei Jahre und neun Monate gefordert. Die Verteidigung hatte darauf verwiesen, dass Wolski durch das Verfahren schon erheblich gelitten habe, und deshalb um „eine milde Strafe“ gebeten. HEIDE PLATEN