„Ein trauriger Tag für die Frauen“

Entsetzen in South Dakotas einziger Abtreibungsklinik. Spekulationen über die Wahlchancen des Gouverneurs

„Viele, die abgetrieben haben, wünschen sich hinterher, es hätte sie jemand davon abgehalten“

WASHINGTON taz ■ „Es ist ein trauriger Tag für die Frauen in South Dakota“, sagte Cecile Richards, Präsidentin der „Planned Parenthood Federation of America“, die Abtreibungsrechte befürwortet, nachdem am Montag der Gouverneur des Staates das Abtreibungsverbot zum Gesetz zeichnete. Obwohl das Gesetz nicht vor Juli in Kraft treten soll, berichteten Angestellte der einzigen noch in South Dakota verbliebenen Abtreibungsklinik, dass sie den ganzen Tag damit zubrachten, Gespräche mit entsetzten Patientinnen und Frauen zu führen. Die Klinik, die Planned Partenhood betreibt, führt 800 Abtreibungen jährlich durch. Gilt ab Juli das neue Gesetz, drohen den Ärzten, die Schwangerschaftsabbrüche vornehmen, Haftstrafen von bis zu fünf Jahren.

Gemäßigte GegnerInnen des South-Dakota-Gesetzes verlangen, dass Abtreibungen wenigstens in den Fällen erlaubt sein sollten, in denen eine Frau durch Vergewaltigung oder Inzest geschwängert wird. Denn das Gesetz des Staates spreche einem Vergewaltiger Vaterrechte zu. Leslee Unruh, Präsidentin einer lebensschützenden Familienberatungsstelle in South Dakota hingegen meint, die große Mehrheit der in South Dakota durchgeführten Abtreibungen sei weder ein Resultat von Vergewaltigungen oder Inzest noch von falschen Verhütungsmitteln, sondern schlicht Unvorsichtigkeit. Unruh ist der Ansicht, dass die meisten Frauen in South Dakota ein strengeres Gesetz unterstützen, „denn viele, die abgetrieben haben, wünschen sich hinterher, es hätte sie jemand davon abgehalten“.

Zwar können Amerikas BürgerInnen keinen direkten Einfluss auf die Entscheidung der Bundesstaaten und des Obersten Gerichtshofes ausüben. Allerdings stehen im November 2006 die Wahlen zum US- Kongress an. Dabei werden außer den Kongressabgeordneten auch insgesamt 36 Gouverneure neu gewählt – unter anderem South Dakotas republikanischer Gouverneur Rounds.

Landesweite Umfragen zeigen ausnahmslos, dass AmerikanerInnen das Recht auf und den Zugang zu Abtreibung – allerdings mit Einschränkungen – für wünschenswert halten. Eine Haltung, die laut dem Meinungsforschungsinstitut Gallup seit 1975 unverändert geblieben ist.