Bernd Pischetsrieder schlägt zurück

Der VW-Chef wehrt sich gegen die Spekulationen über seine berufliche Zukunft. Zuvor hatte der Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch Pischetsrieder kritisiert. Der kontert nun mit guten Zahlen – und will bei VW noch mehr Kosten sparen

VON STEPHAN KOSCH

Punkt für Bernd Pischetsrieder: 790.000 Autos hat der VW-Konzern im Januar und Februar verkauft, verkündete der angeschlagene VW-Chef gestern auf der Bilanzpressekonferenz. Damit wuchs der VW-Absatz zweimal stärker als der weltweite Markt.

Und mit diesen aktuellen guten Zahlen im Rücken holte Pischetsrieder zum Verteidigungsschlag gegen Konzern-Oberkontrolleur Ferdinand Piëch aus. Kein Gedanke an Rücktritt, erklärte er. „Ich möchte unser Unternehmen mit meinen Kollegen gemeinsam zum Erfolg führen.“

Nun entscheidet Pischetsrieder nicht allein über die Frage, ob sein Arbeitsvertrag verlängert wird. Dafür ist der Aufsichtsrat zuständig. Und der sei in dieser Frage gespalten, hatte der Vorsitzende des Kontrollgremiums, Ferdinand Piëch, in der vergangen Woche im Wall Street Journal aus dem Nähkästchen geplaudert. Weil sich so viel Offenheit über Spitzenpersonalia für einen Aufsichstsratschef eigentlich nicht gehört, wurde das Interview des früheren VW-Vorsitzenden als Kampfansage an seinen Nachfolger gewertet.

Und Pischetsrieder reagierte gestern. Die Diskussion über die Verlängerung seines Vertrags als Vorstandschef gehöre in den Aufsichtsrat und nicht in die Öffentlichkeit, kritisierte er. Und weil laut Piëch vor allem der harte Sparkurs die Arbeitnehmerverteter im Aufsichtsrat gegen Pischetsrieder in Stellung bringt, demonstrierte der VW-Chef gestern in diesem Punkt besondere Härte. Niemand dürfe davon ausgehen, es seien schon alle Ziele erreicht. Das Ergebnisniveau sei „weiter unbefriedigend“. Das Kürzungsprogramm „For Motion“ hat im vergangenen Jahr immerhin 3,5 Milliarden Euro eingespart – dennoch folgt nun „For Motion plus“. Damit will das Management bis 2008 die Kosten konzernweit um weitere 10 Milliarden Euro senken.

Wo genau gekürzt werden soll, sagte Pischetsrieder gestern nicht. Er verwies nur erneut auf 20.000 Stellen, die in den kommenden drei Jahren bei der Kernmake VW wegfallen. Zudem überprüft das Unternehmen seine Komponentenfertigung, denn bisher kauft VW deutlich weniger Teile bei Zulieferern ein als andere Autohersteller. Bei den eventuell betroffenen Komponentenwerken in Braunschweig, Kassel und Salzgitter kursiert bereits die Angst, die Betriebe könnten abgewickelt werden. Ganze Standorte sollen nicht zugemacht werden, beruhigte Pischetsrieder gestern. Allerdings könne es sein, dass einzelne Fertigungsbereiche geschlossen würden.

Doch die Marke VW – im vergangenen Jahr knapp wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt – ist nicht die einzige Marke des Konzerns, bei der zurzeit vieles auf dem Prüfstand steht. SEAT schreibt weiterhin rote Zahlen und soll erst 2007 wieder profitabel sein. Weil es aber bei den Dienstleistungstöchtern und dem Autoverleiher Europcar sowie vor allem bei Audi gut lief, machte der Konzern 2005 noch immer einen Gewinn von 1,1 Milliarden Euro. Das sind gut 60 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. In zwei Jahren sollen es 4 Milliarden Euro mehr sein. „Diese Ziele sind herausfordernd“, räumte auch Pischetsrieder ein. Möglich, dass er sie gar nicht mehr erreichen muss.

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