Justiz jagt die letzten NS-Mörder

JUDENMORD Ermittler sind dreißig mutmaßlichen Tätern auf der Spur

BERLIN taz | Die deutsche Justiz hat neue Fälle von Naziverbrechen im Visier. Wie die sonntaz in ihrer heutigen Ausgabe berichtet, untersucht die Zentrale Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg derzeit rund 20 Fälle. Bei der Zentralstelle für die Bearbeitung von nationalsozialistischen Massenverbrechen sind in Dortmund etwa 10 Fälle in Arbeit, wie die Behörde mitteilte.

Unter den zur Entscheidung für einen Prozess anhängigen Fällen befinde sich der eines mutmaßlichen NS-Kriegsverbrechers, der in den USA lebt, sagte der Chef der Ludwigsburger Ermittler, Kurt Schrimm, der sonntaz. Im vergangenen Jahr war mit John Iwan Demjanjuk erstmals ein Mann wegen mutmaßlicher Verbrechen während des Zweiten Weltkriegs aus den USA nach Deutschland abgeschoben worden, damit er hier vor Gericht gestellt werden konnte. Damals war häufig davon die Rede, dass dies der letzte Prozess wegen eines NS-Verbrechens sein könnte. „Wir haben noch einiges vor“, sagt dagegen Ermittler Schrimm und spricht von „erfolgversprechenden Ansätzen“.

Die Justiz prüft in zwei Fällen, ob sie bald Anklage erhebt. Dabei geht es um den 89-jährigen John Kalymon, dem die US-Behörden bereits die US-Staatsbürgerschaft entzogen haben, und den deutschen Rentner Samuel K. Der heute ebenfalls 89-Jährige soll 1942/43 am Mord von mehreren hunderttausend Juden beteiligt gewesen sein. KLH

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