Verweigern im Trend

Immer mehr junge Männer verweigern den Kriegsdienst, wenn sie schon einberufen sind oder „gedient“ haben

Bremen epd ■ Die Zahl der Spätverweigerer unter den jungen Männern in Deutschland wächst rapide. Das gehe aus den jüngsten Zahlen des Bundesamtes für Wehrverwaltung hervor, teilte am Montag die Evangelische Arbeitsgemeinschaft zur Betreuung der Kriegsdienstverweigerer in Bremen mit. Hätten im vergangenen Jahr rund 8.500 Ungediente mit Einberufungsbescheid, Soldaten und Reservisten verweigert, sei es im Vorjahr knapp die Hälfte gewesen.

Nach Angaben des Bundesamtes haben im vergangenen Jahr insgesamt 139.536 Männer den Kriegsdienst verweigert, knapp zehn Prozent weniger als 2004. Damit seien die Zahlen, „leicht rückläufig, aber nach wie vor auf hohem Niveau“, kommentierte die Arbeitsgemeinschaft. Besonders Spätverweigerer suchten oft kirchliche Beratungsstellen auf. Hier bekämen sie nicht nur Tipps, wie sie verweigern könnten, sondern auch, welche Alternativen es zum Wehr- und Zivildienst im In- und Ausland gebe.

Nach einer Studie der Zentralstelle für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer in Bockhorn bei Wilhelmshaven werden nur noch 13 Prozent der Männer eines Geburtsjahrgangs zur Bundeswehr herangezogen. Rund 70.000 Männer werden nach Angaben der Einrichtung von ihrer Dienstpflicht befreit, indem sie gar nicht erst gemustert werden. Obwohl jährlich rund 440.000 Männer im musterungsfähigen Alter seien, könnten die Kreiswehrersatzämter höchstens 370.000 von ihnen untersuchen, erläuterte der Geschäftsführer der Zentralstelle, Peter Tobiassen.