ZWEITE RUNDE
: Kein Sinn für Satire

Letzte Woche hat die taz einen „Offenen Brief an Afrika“ der Aktion 3. Welt Saar abgedruckt, in dem die Staaten Afrikas aufgefordert werden, das „Entwicklungsland Deutschland“ mit Experten und Fachwissen zu unterstützen. Auf dem Deutschen Entwicklungstag hat der Brief nun Kollegen irritiert und die „Fair-Trade-Stadt“ Saarbrücken vor den Kopf gestoßen.

In ihrem satirischen Appell drehen die Autoren die westliche Perspektive auf die Entwicklungszusammenarbeit um und fragen: „Wo sind die Expertenteams aus Burundi, Ruanda, Angola, Kamerun, die „uns“ in Deutschland nachhaltig „Hilfe zur Selbsthilfe“ leisten“? „Afrika muss Deutschland helfen, jetzt und sofort“.

Offenbar fehlt den Entwicklungshelferkollegen der Sinn für Satire. Wie Roland Röder von der Aktion 3. Welt Saar der taz mitteilte, löste der Brief auf dem Deutschen Entwicklungstag „Unbehagen und Irritationen“ aus. Die anwesende Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) reagierte empört auf den Brief. Schließlich legt Saarbrücken Wert auf ihr Image als „Fair-Trade-Stadt“. Britz wollte auf dem Entwicklungstag das Engagement ihrer Stadt sowie der 33 regionalen Entwicklungshilfe-Organisationen rühmen.

Ein Schauspieler verdirbt die Show

Doch dann verdarb ihr der Schauspieler Boris Pietsch die Show. Pietsch ergriff nach der Lobesrede der Bürgermeisterin das Wort, fragte, ob dies „eigentlich eine zynische Veranstaltung“ sei. Schließlich sei Deutschland auch Entwicklungsland. Daraufhin verlas er den „Offenen Brief an Afrika“. Teilnehmer der Veranstaltung bezeichneten die Reaktion von Britz auf den Brief als „angepisst“. Die Entgegnung der Oberbürgermeisterin: „Wir sind im Saarland kein Entwicklungsland. Wir sind an vorderster Stelle, was dieses Thema betrifft“.

Stefan Frank, wie Röder Aktivist bei der Aktion 3. Welt Saar, hätte sich „mehr Souveränität“ erwartet. Lachhaft fand er hingegen das Entwicklungsministerium. Gegenüber der Saarbrücker Zeitung teilte das BMZ mit: „Austausch und Perspektivenwechsel wird bereits vom Bundesentwicklungsministerium gelebt. Wir sehen Afrika als Partner auf Augenhöhe“. Aus Sicht der Kritiker an der deutschen Entwicklungshilfe könnte man die Erklärung als zynisch bezeichnen. RALF PAULI