Zensierte Katze

„Schlimmstmöglicher Fall“: der linke Krawall-Politiker George Galloway im britischen Promi-„Big Brother“

Der linke britische Unterhausabgeordnete George Galloway war schon immer einer, der für medienwirksame Auftritte seine Großmutter verkauft hätte. Vor anderthalb Jahren haben sie ihn aus der Labour Party geworfen, weil er gegen den Irakkrieg war. Eine Zeitung, die ihm finanzielle Zuwendungen von Saddam Hussein vorwarf, musste Schmerzensgeld zahlen. Vor dem US-Kongress, der ihn ebenfalls beschuldigte, er habe vom alten Irakregime finanziell profitiert, legte er einen wortgewandten Auftritt hin, der den an Ehrfurcht gewöhnten Abgeordneten Senatoren die Sprache verschlug. Und im vorigen Mai zog er für die linke Partei „Respect“ überraschend ins Unterhaus ein.

So weit, so gut. Nun sitzt Galloway beim Sender Channel 4 im Haus von „Celebrity Big Brother“. Es ist eine peinliche Versammlung der längst Vergessenen, die sich im Big-Brother-Haus zusammengefunden hat: der ehemalige Fernsehmoderator Michael Barrymore, der wegen des Todes eines zuvor vergewaltigten Partygastes im Swimmingpool der Barrymore-Villa dankenswerterweise von der Bildfläche verschwunden war; der Sänger Pete Burns, der in den Achtzigerjahren ein paar Mal im Radio gespielt wurde und der nach ausgiebiger plastischer Chirurgie aussieht wie das „Baywatch“-Sternchen Traci Bingham, das ebenfalls zu den Celebrity Big Brothers gehört; dazu Faria Alam, deren Ruhm auf einer Affäre mit dem englischen Fußball-Nationaltrainer Sven-Göran Eriksson beruht, das Fotomodell Jodie Marsh, der walisische Rapper Maggot sowie ein heftig tätowierter Baketballspieler in Frauenkleidern, der nach eigenen Angaben keine 24 Stunden ohne Sex übersteht.

Warum macht Galloway in diesem Zombie-Ensemble mit? Er wolle seine Politik und seine Ideale einem Publikum näher bringen, das normalerweise nicht daran interessiert sei, sagte Galloway. Da hat er seine Hausaufgaben nicht gemacht. Nachdem Channel 4 nach der ersten „Big Brother“-Staffel mit Klagen überzogen wurde, überblendet der Sender sämtliche Gespräche mit Vogelgezwitscher. Und bei der Zusammenfassung am Abend wird jede politische Äußerung herausgeschnitten.

Übrig geblieben sind Szenen, die Galloway noch lange verfolgen werden. Am Wochenende mutierte er in einem Rollenspiel erst zu einem Vampir und dann zu einer Katze, schnurrte, ließ sich hinter den Ohren kraulen und schlabberte Milch aus der geöffneten Hand der vergessenen Schauspielerin Rula Lenska. Am nächsten Tag saß er in einem Pappkarton und stritt mit Barrymore um Zigarren.

Da Galloway von der Außenwelt abgeschnitten ist, weiß er vermutlich gar nicht, wie rufschädigend sein Auftritt ist. Man ist sich einig, dass er sich zum Gespött der Nation gemacht hat. Seine Partei findet das auch. Pressesprecher Ron McKay sagte gestern, dass der „schlimmstmögliche Fall“ eingetreten sei. Er fügte hinzu, dass Galloway sein Gehalt als Parlamentarier für die drei Wochen, die er in dem Narrenhaus verbringt, an die Steuerzahler zurückgeben werde.

Wenn Galloway Glück hat, wählen ihn die Zuschauer so schnell wie möglich hinaus.

Ralf Sotscheck