Säkularisten aller Ränder vereinigen sich

RELIGION Die „Kritische Islamkonferenz“ in Berlin wogt zwischen Religionskritik und Ressentiment

BERLIN taz | Als es um dem genauen Wortlaut der Abschlusserklärung ging, wurde es noch einmal grundsätzlich. Der sächsische SPD-Bundestagsabgeordnete Rolf Schwanitz, der in seiner Partei einen inoffiziellen „Arbeitskreis der Laizisten“ gegründet hat, schlug vor, auch die Privilegien der christlichen Kirchen zu kritisieren. Andere äußerten dagegen die Befürchtung, mit so einer Formulierung potenzielle „islamkritische“ Bündnispartner aus dem Lager der beiden christlichen Kirchen zu verprellen. Unterstützung erhielt Schwanitz durch Michael Schmidt-Salomon, den Sprecher der Giordano-Bruno-Stiftung, der vom Podium aus die Debatte moderierte.

Mit ihrer „Kritischen Islamkonferenz“ suchte die Giordano-Bruno-Stiftung am Wochenende in Berlin den Schulterschluss mit muslimischen Säkularisten. Bei der zweitägigen Veranstaltung sprachen zahlreiche Publizisten, die sich in der deutschen Öffentlichkeit als „Islamkritiker“ einen Namen gemacht haben, aber kein Theologe oder praktizierender Muslim: eine bunte Mischung aus Sarrazin-Fans wie Necla Kelek und Stalinistinnen wie Mina Ahadi vom Zentralrat der Exmuslime, aber auch durchaus seriösen Stimmen. Mit dem Publizisten Hamed Abdel-Samad und Ali Dogan, dem Generalsekretär der Alevitischen Gemeinde in Deutschland, waren sogar zwei Leute dabei, die derzeit auch bei der staatlichen Islamkonferenz des Bundesinnenministers auf der Gästeliste stehen.

Gemeinsam suchte man eine Linie zwischen Religionskritik und Anti-Islam-Ressentiment. Die gemeinsame Erklärung fiel allerdings vage aus. Neben Selbstverständlichkeiten – so fordern die Autoren eine stärkere „Wahrnehmung von Unterschieden“ unter Muslimen oder „Widerstand gegen islamistische Bestrebungen“ – war ihnen auch die Abgrenzung von rechten Muslimfeinden wichtig.

Politisch konkret ist die Erklärung nur in zwei Punkten: Der Beschluss des Bundestags zu religiös begründeten Beschneidungen von Jungen solle „korrigiert werden“. Und: Ein Ethik-Unterricht für alle Schüler sei besser als ein nach Konfessionen getrennter Religionsunterricht.

Hier machte der Vertreter der Alevitischen Gemeinde aber eine Einschränkung. Er fände den Vorschlag prinzipiell gut, sagte Yilmaz Kahraman. Er müsse sich aber erst mit seinem Verband abstimmen. Der bietet derzeit in mehreren Bundesländern alevitischen Religionsunterricht an.

DANIEL BAX

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