Die Nachfahren der Moorkolonisten

DIE INI (XXIII) Im Kreis Cloppenburg kämpfen Anwohner um den Erhalt des Elisabethfehnkanals

Die Norddeutschen engagieren sich in Bürgerinitiativen gegen Verkehrsprojekte, für Tiere oder gegen Datenmissbrauch – mal laut und knallig, mal leise und beharrlich. Diese Serie stellt in loser Folge die Menschen hinter den Initiativen vor.

Was als Facebook-Initiative im Herbst 2012 begann, entwickelte sich nun zu einer Bürgerbewegung mit mehreren Tausend Anhängern: Die Geschwister Walter Eberlei und Gunda Schröder kämpfen um den Erhalt des letzten intakten Fehnkanals Deutschlands – und damit auch um ein Stück Familiengeschichte: Den 15 Kilometer langen Elisabethfehnkanal im niedersächsischen Landkreis Cloppenburg. Er verbindet den Küstenkanal mit der Sater Ems.

Der Kanal soll geschlossen werden. Das für diese Wasserstraße zuständige Bundesverkehrsministerium hat im vergangenen Herbst die Mittel für die Schleusen-Sanierung ersatzlos gestrichen. „Bei der Schleuse wird das nicht aufhören, irgendwann werden sie gar nichts mehr reparieren wollen“, sagt Walter Eberlei, der daraufhin die Initiative mit seiner Schwester Gunda Schröder gegründet hat. Welche Bedeutung der Kanal für die Umgebung hat, zeigte schon im Jahr 1971 die damals größte Demonstration Nordwestdeutschlands gegen die Sperrung des Binnenkanals – mit Erfolg. Daran möchte nun die Bürgerinitiative „Rettet den Elisabethfehnkanal“ anknüpfen.

Wird die Schleuse nicht saniert, ist die Wasserstraße nicht mehr durchgängig befahrbar. Für Walter Eberlei geht es nicht nur um irgendeine Schleuse: „An dem Kanal hängt unsere Familiengeschichte und damit würde ein Stück Identität verloren gehen“, sagt er. Gemeinsam mit seiner Schwester Gunda will er den Anwohnern die besondere Geschichte des Fehnkanals ins Gedächtnis rufen.

Der Urururgroßvater der Geschwister hat den Elisabethfehnkanal mit ausgegraben, um das umliegende Moorgebiet für die Torfwirtschaft erschließen zu können. Damit entstand die erste Moorarbeiter-Kolonie, auch Fehnsiedlung genannt, in der Region: Elisabethfehn.

Die nachfolgenden Generationen leben bis heute noch in dem 3.500-Seelendorf und sind stolz auf die historische Wasserstraße. „Der Elisabethfehnkanal ist unser Denkmal an unsere hart arbeitenden Vorfahren“, sagt Eberlei. Seit der Berufsschiffverkehr vor 50 Jahren eingestellt wurde, lockt der Kanal Wassersport-Fans an, und beflügelte den Tourismus in der abgelegenen Region.

Mittlerweile unterstützen mehr als 6.000 Menschen und mehrere Vereine die Rettung des Elisabethfehnkanals. Die Initiative bemüht sich um alternative Träger, welche den Kanal zukünftig instand halten würden. Die Suche ist jedoch alles andere als einfach, denn um Interessenten zu locken, müsste der Bund den Kanal zunächst sanieren, und das kostet ungefähr zwei Millionen Euro.

Zu Himmelfahrt organisiert das Geschwisterpaar eine dreitägige Feier zum 150. Jubiläum des Elisabethfehnkanals. Dazu wurde auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies eingeladen. Die Initiative hofft, dass er nicht nur das Anliegen der Elisabethfehner mit seinem Namen unterstützt, sondern sich auch dafür einsetzt: „Wir wollen auch auf politischer Ebene für den Kanal kämpfen“, sagt Eberlei.  AMN