Protestauftakt trotz Schnee und eisiger Kälte

BILDUNG Über 2.000 Demonstranten läuten in Frankfurt/Main die Studierendenproteste 2010 ein

FRANKFURT taz | Weiße Häubchen türmten sich im dichten Schneegestöber auf schwarzen Kapuzen. Vor allem Durchhaltevermögen und Kälteresistenz waren am Samstagnachmittag auf dem alten Campus der Frankfurter Goethe-Universität verlangt.

Die Demonstration „Die Uni gehört allen! Für freie Bildung und ein selbstbestimmtes Leben“ sollte der Auftakt der Studierendenproteste 2010 werden und erreichte das Klassenziel locker. Die Veranstalter hatten im Vorfeld 1.500 Teilnehmer aus dem ganzen Bundesgebiet erwartet. Gekommen waren über 2.000, vor allem Autonome, Mitglieder antifaschistischer Gruppen, Globalisierungsgegner, aber auch Schülerinnen, Gewerkschafter, vor allem die der anarchistischen FAU, vereinzelte Grüne und Vertreter der Linkspartei. Sie wandten sich gemeinsam nicht nur gegen Studiengebühren, sondern forderten auch „eine radikale Demokratisierung aller Lebensbereiche“, einen Abschiebestopp und die Abschaffung von Kapitalismus und Hartz IV.

Die Polizei hatte angekündigt, dass sie mit „einem unfriedlichen Verlauf“ rechne, und war martialisch aufmarschiert. Sie eskortierte den auf überfrorenem Eis schlitternden Zug auf beiden Seiten und begleitete ihn auf seinem vierstündigen Weg im Kordon. Die Zwischenkundgebung am Roßmarkt in der Innenstadt fand umzingelt statt.

Den Studierenden war in ihren Redebeiträgen anzumerken, dass die gewaltsame Räumung des besetzten Casinos der Frankfurter Universität Anfang Dezember 2009 tiefe Spuren hinterlassen hatte. Die Sachbeschädigungen im ehemals von der I.G. Farben und dann von den US-Amerikanern genutzten historischen Poelzig-Bau wögen nicht so schwer wie der Einsatz von Schlagstöcken und Tränengas gegen Menschen und die fast 200 Strafanzeigen wegen Hausfriedensbruchs, so die Meinung vieler. Das sei Grund, „die Wut herauszuschreien“. Das 2001 bezogene Gebäude, so ein Redner, stehe für eine „Stein gewordene Herrschaftsstruktur“ und trage zur Vereinzelung und Isolierung der Studierenden bei.

Die Demonstration endete nach ihrem Rundkurs durch die Stadt friedlich wieder an der alten Universität in Bockenheim. Vorneweg kam das übergroße Transparent mit der Aufschrift „Bis die Scheiße aufhört!“ an. Die Polizei meldete das Abbrennen von „Pyrotechnik“, das sich allerdings vorwiegend auf bengalisches Feuer beschränkte, und eine durch einen Tritt verletzte Polizistin. Die Demonstrationsleitung berichtete von einigen kleineren Rangeleien und Schlagstockeinsatz. HEIDE PLATEN