DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL
: Auf Russisch

Ab Mitte Mai haben wir einen neuen 5-Euro-Schein. Schöner, grüner, besser – und angeblich europäischer

Ach du Schreck. Sind nun etwa auch die Russen der Eurozone beigetreten? Auf dem neuen 5-Euro-Schein, der noch im Mai in Umlauf kommen soll, steht das Wort „Euro“ neben der Ziffer 5 nicht mehr nur wie bisher in lateinischen und griechischen Buchstaben. Neu hinzu kommt „Euro“ in KYRILLISCHER SCHREIBWEISE.

Ist die Europäische Zentralbank denn des Wahnsinns? Hat Griechenland der Gemeinschaftswährung nicht schon genug Ärger bereitet? Soll etwa künftig auch die Flasche Wodka im fernen Wladiwostok in Euroscheinen bezahlt werden?

Nein, ganz so weit will die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Einflussbereich nicht ausdehnen – zumindest vorerst nicht. Zunächst einmal hat die Europäische Zentralbank mit der kyrillischen Schrift die Bulgaren im Visier. Und Bulgaren schreiben ebenfalls kyrillische Buchstaben. Nun ist zwar auch Bulgarien kein Mitglied der Eurozone, sondern lediglich der Europäischen Union; der rasant wachsenden Anzahl der Euroskeptiker zum Trotz ist die EZB aber weiterhin felsenfest davon überzeugt, dass der Euro irgendwann die Währung aller EU-Mitglieder sein wird. Und da gelte es, Voraussicht walten zu lassen. Deswegen also auch die kyrillische Schreibweise.

Dass künftig nun auch Russen auf den Banknoten „Euro“ in ihrer vertrauten Schrift lesen können, ist ein erwünschter Nebeneffekt. Innerhalb der EZB finden sich einige wenige Optimisten, die noch daran glauben, dass der Euro irgendwann den US-Dollar als weltweite Leitwährung vom Thron stoßen könnte. Und da schade es nicht, auch die Russen schon mal an den Euro zu gewöhnen.

Da haben die Euro-Fantasten allerdings nicht die Rechnung mit den Chinesen gemacht. Offiziell außerhalb Chinas bislang gar nicht frei konvertierbar, ist der chinesische Yuan von Wladiwostok über Irkutsk bis Jekaterinburg bereits jetzt schon allseits akzeptierte und gern gesehene Zweitwährung. Euro interessiert nur wenige.

FELIX LEE, PEKING