Mit dem Megafon ins Gesicht

Journalisten wurden behindert, Autos lahmgelegt

Als das Wendland 1984 noch gegen die ersten Transporte von radioaktiven Müll symbolisch abgesperrt wurde, setzen die Wendländer mithilfe von Räucherstäbchen Dutzende Baumaschinen von Firmen in Brand, die sich am Bau des Gorlebener Zwischenlagers beteiligten. Ein langes taz-Interview mit mehreren anonymen Brandstiftern wurde damals in weiten Teilen wörtlich in den niedersächsischen Verfassungsschutzbericht übernommen – ohne Nachdruckgenehmigung und Honorierung.

Überhaupt war der Umgang der Staatsmacht mit der Presse und natürlich auch mit den Demonstranten im Wendland zunächst doch sehr grob. Bei einer Wendlandblockade ließ die Polizei die Luft aus meinen Autoreifen. Da es in der Nähe keine Telefonzelle gab und Handys noch unbekannt waren, erschwerte dies die Berichterstattung. Als ich den Presseausweis zückte und mich beschwerte, schlug mir der Einsatzleiter mit dem Megafon ins Gesicht und schubste mich auf die Motorhaube des stillgelegten Autos.

Später bei den Castortransporten legte sich die Polizei allerdings auch schon mal für die taz richtig ins Zeug. Als tanzende Frauen eine Kreuzung bei Dannenberg blockierten, wollte ein Zivilpolizist mir die freie Durchfahrt ermöglichen. Der Beamte sprang auf die Straße, warf meinem Auto eine Blockiererin zu Boden, zog seine Dienstpistole und richtete sie auf die Frau.

JÜRGEN VOGES