Rule Britannia!

Im United Kingdom darf nun homogeheiratet werden. Bei den ersten Trauungen dabei: Elton John & Gatte

Dass das britische Unterhaus der Homoehe (mit allen Rechten und Pflichten wie die Heteroehe, von der Adoptionschance abgesehen) zustimmte, war verblüffend genug. Noch erstaunlicher war der Umstand, dass die Gay & Lesbian Community das Gesetz feierte, als sei man endlich dem Mittelalter entronnen. Recht so: Verbürgerlichung ist ein Fortschritt. Fast 700 Paare gaben sich zum Auftakt das Jawort für gute wie schlechte Zeiten; die erste Homohochzeit war die zweier Frauen im Belfaster Standesamt.

Noch erstaunlicher aber ist, dass die britische Prominenz (Liz Hurley, Elizabeth Taylor, die Jungs von Take That, Bryan Adams, Cilla Black) mit Solidaritätsbekundungen nicht geizte – ja, deren homosexuelle Teile schworen, bald auch den jeweiligen Partner zum Standesamt zu führen: George Michael beispielsweise. Höhepunkt der gesellschaftlichen Ereignisse gestern war freilich die Hochzeit von Elton John („Daniel“, „Border Song“) mit seinem Lebensgefährten David Furnish. Gefeiert wurde mit vollem Zeremoniell – Junggesellenabend, die Zeremonie selbst im Familienkreis, die Party mit allen Schikanen als Celebrity-Event. Elton John, der sich von der Klemmschwuppe zur Homo-Ikone seit dem Zuspruch Prinzessin Dianas wandelte, soll glücklich wie nie ausgesehen haben. Und dem Vernehmen nach sollen Camilla und Charles formvollendet auf königlichem Briefpapier gratuliert haben – immerhin haben Elton & David dort das Jawort über ihre Lippen gebracht, wo auch diese beiden Royals es dieses Jahr taten: in Windsor.

Auffällig, das bleibt, wie sehr die liberale wie konservative Elite des Landes den ersten Homoehen applaudierte. Bei uns wurde die Eingetragene Partnerschaft ja vom krass-konservativen Milieu befehdet, vom linken Milieu als bürgerlich abgetan. In London wurde in schwulen Pubs und lesbischen Cafés stattdessen angestoßen auf eine Zeit, die, rechtlich wie atmosphärisch, besser für Homosexuelle dort nie war: Rule Britannia! JAF